Sportfreunde Stiller in München:Sie waren doch mal in New York

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Heimspiel: Mit Akustikgitarren, Streichern, Bläsern und viel Charme bringen die Sportfreunde Stiller ihr MTV-Unplugged-Album in die Münchner Olympiahalle.

Beate Wild

Nichts mehr mit nevenaufreibendem Geschrammel und WM-seligem Gegröle. Jetzt schlagen die Sportfreunde Stiller leisere Töne an. Mit ihrer "Letzte-leise-Reise"-Tour bringen die drei Germeringer ihr "MTV Unplugged in New York" auf die Bühne. Es funktioniert unglaublich gut.

Mit viel Charme und Witz begeisterte Sänger Peter Brugger das Münchner Publikum. (Foto: dpa)

Gekleidet in Karo-Hemden und nur mit Akustik-Gitarren sitzen sie am Samstagabend auf der Bühne der Münchner Olympiahalle. Unterstützt werden sie von vier Streichern, drei Bläsern und vier Background-Sängern. Die altbekannten Hits der Sportis hören sich in der Akkustik-Version überraschend frisch an. Das Münchner Publikum ist textsicher. Kaum ertönen die ersten Akkorde eines Songs, singen schon alle mit.

Für Peter Brugger, Flo Weber und Rüde Linhof ist es definitiv ein erhebender Moment, in der eigenen Stadt zu spielen, in der ausverkauften Olympiahalle, das betonen sie mehrmals."Wir sind zu Hause", ruft Brugger, bevor sie ihr "Heimatlied" anstimmen. Hier in München hat alles angefangen, damals, 1996. Zu der Zeit traten sie in kleinen Clubs wie dem Atomic Café auf. Jetzt spielen sie im Musikgeschäft in der ersten Liga.

Dazu passend stimmen sie nun "In all den wunderbaren Jahren" an, eines der ersten Lieder der Sportfreunde Stiller. Seit fast 15 Jahren seien sie schon am Start, ruft Brugger ins Publikum. "Danke!"

Und in alle den Jahren sind die drei Jungs erfrischend sympathisch geblieben. Sie treten auf wie die Kumpels von nebenan. Zwischendurch nimmt Peter immer wieder mal einen Schluck von seinem Weißbier - unter großem Gegröle der Fans.

Die Sportfreunde singen schlichte Lieder über die Liebe, das Leben - wobei natürlich Fußball das Leben der Jungs ist. Das merkt man an Songs wie "Ich Roque", aber auch an Album-Titeln "So wie einst Real Madrid" und "You have to win Zweikampf". Den WM- und Wiesn-Hit "54, '74, '90, 2006" spielen sie an diesem Abend nicht. Verständlich, sie wollen sich emanzipieren von ihrem Image als WM-Band.

Stattdessen aber stimmen sie den Udo-Jürgens-Klassiker "Ich war noch niemals in New York" an. Das steht den Jungs äußerst gut zu Gesicht. Und so leise, wie die Reise angekündigt ist, ist sie dann doch nicht: Denn die versammelte Live-Combo schafft auf der Bühne eine durchaus beeindruckende Lautstärke.

Das "MTV-Unplugged"-Album war eine Art Ritterschlag für die Band. Die Sportfreunde sind die sechste deutsche Band überhaupt, die ein solches Album aufnehmen durften. Die Gruppe um Peter Brugger hat das Album denn auch nach dem MTV-Unplugged-Klassiker von Nirvana benannt, obwohl die Band zur Aufnahme der Lieder gar nicht in New York war. Vielmehr entstand das Album hier in München. In New York waren sie aber dann doch auch noch: Kürzlich haben sie nach eigenen Angaben einen Ausflug im "inneren Bandkreis von 40 Leuten" in den Big Apple unternommen.

Bei ihrem Heimspiel in der Olympiahalle jedenfalls geben die Jungs eine ungewöhnlich lange Zugabe-Session: Für zwei Songs erscheinen sie in einem der oberen Ränge. Danach geht es auf der Hauptbühne noch weiter - unter anderem mit dem Gassenhauer "Ich Roque". Bei "Die gute Seite" wagt sich Brugger sogar ans Schlagzeug - und macht das nicht einmal schlecht. Man hat fast den Eindruck, die Sportfreunde wollen gar nicht mehr aufhören zu spielen.

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