Kommentar:Münchner, macht Druck!

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Die Stadt München will aus Kostengründen nicht aus der Kohleverbrennung im  Heizkraftwerk in Unterföhring aussteigen. Dabei blendet sie die Kosten aus, die durch den CO2-Ausstoß verursacht werden

Von Sabine Wejsada

Kohleverbrennung sei ein Geschäftsmodell der Vergangenheit, sagt Helmut Paschlau von der Umwelt-Akademie München, die sich für das Bürgerbegehren engagiert. Und damit hat er recht. Angesichts der Folgen von globaler Erwärmung, die nicht nur im fernen Thailand oder Bangladesh zu spüren sind, sondern auch im schönen Bayernland, erübrigt sich jedes Wort über einen Aufschub, den Block 2 im Heizkraftwerk München-Nord abzuschalten. Eben jener Kohleblock der Anlage produziert so viel CO₂ wie der ganze Auto- und Lastwagenverkehr in der Landeshauptstadt in einem Jahr.

Dennoch können sich die Münchner Stadtspitze und ihre Stadtwerke nicht dazu durchringen, den Schalter endlich umzulegen. Das Argument, durch eine Abschaltung von Block 2 zum Jahr 2020 würden dem Münchner Kämmerer Beträge im dreistelligen Millionenbereich entgehen und man könne dann nicht mehr in Kitas und Schulen, Freibäder und Straßen investieren, hört sich staatstragend an, aber es verfängt nicht: Auf lange Sicht verursacht der von den Stadtwerken bis 2035 geplante Kohlebetrieb im Heizkraftwerk Nord ein Vielfaches an Ausgaben. Laut Umweltbundesamt ist jede Tonne Kohlendioxid mit globalen Schadenskosten in Höhe von 160 Euro zu verrechnen, so steht es im Gutachten zum Kohleausstieg. Auch wenn die Zahlen nicht mit den drohenden Verlusten der Stadtwerke direkt vergleichbar sind, die Schadenssumme für die Umwelt spricht für sich: Bei jährlich mehr als 800 000 Tonnen CO₂ in Unterföhring laufen bis zum Wunschtermin 2035 mehr als 2,5 Milliarden Euro auf. Eine Summe, die die Stadtwerke der Münchner verursachen.

Und genau auf die Münchner lohnt es sich nun auch zu setzen: Sie können mit ihren Unterschriften einen Bürgerentscheid über den Ausstieg aus der Steinkohle erzwingen - und mit einem Ja für die Abschaltung von Block 2 des Heizkraftwerks München-Nord in Unterföhring sorgen. Dass man sich auf die Wähler in der Stadt verlassen kann, hat der Bürgerentscheid von 2012 zur dritten Startbahn gezeigt. Wiederholung also durchaus erwünscht.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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