Beim Bau neuer Schulen dringt gerade die CSU normalerweise aus gutem Grund auf dezentrale, überschaubare Einheiten. In Haar etwa laufen die Gemeinderatsfraktion und der Ortsverband seit Monaten gegen eine "Monsterschule" Sturm, weil die neben dem Gymnasium angesiedelte Grundschule in der Hochhaussiedlung am Jagdfeld erweitert werden soll. Umso erstaunlicher ist es, dass die CSU in Unterschleißheim nun nichts dabei findet, die Kinder der Michael-Ende-Schule direkt neben dem Gymnasium und der Realschule unterzubringen. Über die Erziehung von Kindern lässt sich eben trefflich streiten, könnte man nun sagen. Das Problem ist nur: Die CSU interessiert sich in Unterschleißheim nur für Grundstücke, die Kinder sind ihr herzlich egal.
In Haar argumentieren die Christsozialen - durchaus nachvollziehbar - dass eine Grundschule mit 900 Kindern zu anonym und pädagogisch nicht optimal ist. In Unterschleißheim wischen ihre Parteikollegen die Warnung einer ehemaligen Schulrätin einfach weg, auf einem Campus mit dann 2800 Schülern könnten die derzeit rund 300 Grundschüler leicht untergehen. Und preisen es sogar noch als einen Vorteil an, wenn die Schüler 13 Jahre am selben Standort unterrichtet werden. Dabei weiß jeder, der selbst Kinder hat, wie unterschiedlich die Bedürfnisse von Sechsjährigen und Teenagern sind und zu welchen Gemeinheiten gegenüber den Kleineren die Großen fähig sind.
Aber um Pädagogik und das Kindswohl geht es den Unterschleißheimer CSU-Stadträten ja gar nicht. Sie haben ein Auge auf das Filetgrundstück geworfen, auf dem die Schule steht, und sich in den Kopf gesetzt, dort in zentraler Lage betreute Seniorenwohnungen zu schaffen. Deshalb wollen sie die Kinder nun aus dem Weg räumen. Denn die sind in dieser zynischen Rechnung nur Manövriermasse.