Kommentar:Ende mit Schrecken

Lesezeit: 1 min

Der Rücktritt von Bürgermeisterin Barbara Angermaier bringt die Gemeinde Baierbrunn kurzfristig in eine schwierige Situation. Aber langfristig ist das besser, als die Probleme auszusitzen

Von Iris Hilberth

Gründe für Rücktritte von Politikern gibt es viele. Verlorene Wahlen und Skandale erhöhen den Druck auch aus den eigenen Reihen, den Platz endlich frei zu machen. Auch aussichtsreiche und wesentlich lukrativere Posten in der Wirtschaft veranlassen das Spitzenpersonal, sich beruflich umzuorientieren. Familiäre oder gesundheitliche Probleme geben ebenfalls oft den Ausschlag dafür, das Amt vorzeitig niederzulegen. Überraschend ist das oft nicht. Bei Bürgermeistern in kleinen Gemeinden hingegen ist Hinschmeißen eher nicht an der Tagesordnung. Hier ist häufiger zu beobachten, dass die Rathauschefs an ihren Posten kleben, selbst wenn spürbar ist, dass die Mehrheit im Ort oder im Rathaus das Ende der Ära geradezu herbeisehnt. Weil viele mit dem Chef einfach nicht können, weil Entscheidungen sich ewig hinziehen oder weil sie feststellen: Der kann's einfach nicht. Dann würden nicht wenige ihn oder sie lieber heute als morgen absetzen oder abwählen. Wenn sie denn könnten.

In Baierbrunn hat nun Barbara Angermaier von sich aus einen Schlussstrich gezogen - wegen "massiver persönlicher Angriffe". Diese Begründung führt sie in ihrer Mitteilung zwar nicht weiter aus. Doch müssen die Verletzungen so massiv sein, dass sich die Rathauchefin zu einer solch schwerwiegenden Entscheidung durchgerungen hat. Denn wenn jemand das Ehrenamt niederlegt, weil ihm das doch alles zu viel ist und er sich das vor Amtsantritt vielleicht in seiner laienhaften Betrachtung einfacher vorgestellt hatte, dann würde er eher dazu neigen, einen geordneten Übergang zu organisieren. Angermaier aber hat offenbar den Stift fallen gelassen und ist gegangen. Das macht die Situation im ersten Moment zwar etwas schwierig, doch wenn das Zerwürfnis im Rathaus so groß war, wie es den Anschein hat, war es die richtige Entscheidung. Denn was nützt es der Gemeinde, wenn eine Bürgermeisterin in einer solchen Lage bis zum bitteren Ende der Amtszeit durchhält? Voran geht da nichts.

© SZ vom 28.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: