Kirchheim:Unterricht im Ausweichquartier

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Die Sanierung der Kirchheimer Grund- und Mittelschule muss pausieren. (Foto: Angelika Bardehle)

Während der Sanierung der Kirchheimer Grund- und Mittelschule ziehen die Kinder in das nach dem Neubau nicht mehr benötigte Gymnasium. Das erspart ihnen Baulärm, auf moderne Räume müssen sie aber länger warten.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Wenn man mit der Schulleiterin der Kirchheimer Grund- und Mittelschule telefoniert, hört man gleich, dass sie sich das alles ursprünglich anders vorgestellt hat. "Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn die Sanierung möglichst schnell fertig gewesen wäre", sagt Maria Rosenberger. Doch daraus wird nun garantiert nichts mehr. Bis die Bauarbeiten an ihrer Schule endgültig abgeschlossen sind, wird es wohl noch etwa vier Jahre dauern.

Denn die Rathausverwaltung hat sich einen Plan ausgedacht, der die Sanierung verzögert - dafür aber deutlich kostengünstiger ist: Die Arbeiten sollen ruhen, bis das neue Kirchheimer Gymnasium fertig ist. Die Grund- und Mittelschüler sollen dann in das leer stehende alte Gymnasium ziehen. Erst dann werden die Arbeiten fortgesetzt.

So muss die Sanierung nicht in mehreren Bauabschnitten bei laufendem Schulbetrieb erfolgen, sondern kann an einem Stück passieren. Die Gemeindeverwaltung geht davon aus, dass auf diese Weise 20 Prozent der Kosten eingespart werden können. Der Gemeinderat stimmte dem Vorschlag am Montag einstimmig zu.

Der Gemeinderat hat beschlossen, dass sie erst weitergeht, wenn die Schüler in das alte Gymnasium umziehen können. (Foto: Angelika Bardehle)

Sie verstehe inzwischen aber auch die Vorteile des Plans, sagt Rosenberger. Unterricht mit Baustelle sei sicher kein Spaß - wenn Bauarbeiter bohren, hämmern, nageln, wenn es staubig ist und vor den Fenstern Gerüste stehen. Doch auch im Kirchheimer Gymnasium zu lernen, macht keinen Spaß - zumindest hieß es das immer wieder seitens der Schule. Mal sei es zu warm, dann zu kalt. Es gibt in dem Gebäude sogar innen liegende Regenrinnen, um von der Decke tropfendes Wasser aufzufangen.

Ist es also wirklich eine gute Idee, dort Grund- und Mittelschüler hinzuschicken? "Es hieß, wir kommen in die neueren Gebäudeteile", sagt die Rektorin. Und Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) erläutert: "Wir haben den Neubau ja nicht beschlossen, weil morgen alles zusammenbricht, sondern weil eine Sanierung und Erweiterung noch teurer gewesen wären." Ein paar Jahre könne man dort schon noch Unterricht abhalten. Die Alternative zum Umzug in das Gymnasium wären Container - aber auch die kosten viel Geld.

Der neue Plan soll Geld, Zeit und Nerven sparen

Durch den Plan, den die Verwaltung ausgetüftelt hat, könne man, so Böltl, Zeit, Geld und Nerven sparen. Bis die Sanierung der Mittelschule weitergeht, dauert es zwar mindestens bis 2020/21. Doch dann sollten innerhalb eines Jahres die Bauarbeiten abgeschlossen sein, schätzt er. Bei laufendem Schulbetrieb würden sie sich mindestens drei Jahre hinziehen. In dieser Zeit wären Fachräume gesperrt, der Pausenhof und die Verkehrsübungsplätze nur eingeschränkt nutzbar.

Auch dass der Unterricht für die Grund- und Mittelschüler nun noch drei, vier Jahre in einem nicht ganz fertig sanierten Gebäude stattfinden muss, ist der Rathausverwaltung zufolge nicht problematisch. Die dringenden Maßnahmen wie die Ertüchtigung des Brandschutz seien erfolgt.

Momentan wird noch die Turnhalle saniert und eine Mensa gebaut dort, wo sich früher die Gemeindebücherei befand. Später, wenn die Schüler im Gymnasium untergebracht sind, sollen für etwa 12 Millionen Euro unter anderem die Toiletten saniert, die Decken erneuert, die Akustik verbessert und das Dach ertüchtigt werden.

Insgesamt kostet die Sanierung etwa 18 Millionen Euro, schätzt der Bürgermeister - ein Bruchteil von den 75 Millionen Euro, die für das neue Gymnasium ausgegeben werden. Neidisch ist Rosenberger trotzdem nicht. "Ich gönne es den Gymnasiasten." Und wenn so eine tolle Schule erst einmal stehe, könne sie ja auch darauf drängen, dass jetzt bei den Grund- und Mittelschülern nicht gespart werden dürfe.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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