Kirchheim:Gegen Tierquälerei in der Manege

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Kirchheim diskutiert ein Auftrittsverbot für Wanderzirkusse. Die Gemeinde hat wohl keine rechtliche Handhabe, aber sie weiß sich zu helfen.

Von Christoph Hollender, Kirchheim

Freiwillig machen Elefanten keinen Kopfstand - das gibt es nur im Zirkus. Es sei eine heile Zirkuswelt, die dem Publikum vorgegaukelt werde, kritisieren Tierschützer, hinter dieser Fassade sei es hingegen schmutzig. Sie sprechen von Tierquälerei, wenn Elefanten für ihre Auftritte vorbereitet werden. Die Tiere würden geschlagen und auf engstem Raum eingesperrt. Alles Unfug, entgegnen die Zirkusbetreiber. Den Tieren gehe es gut, sagte etwa Frank Keller, der Sprecher von Circus Krone, unlängst in der ZDF-Sendung Frontal 21. Man halte sich an die gesetzlichen Auflagen.

Marcel Proffert, Gemeinderat der Freien Wählergruppe "Lebenswertes Kirchheim", sieht das ganz anders. Er will Tiere im Zirkus am liebsten generell verbieten. Das geht allerdings über die Kompetenzen eines Gemeinderats hinaus. Deshalb stellte Proffert in der jüngsten Sitzung des gemeindlichen Bauausschusses zumindest den Antrag, Auftritte von Zirkussen mit Wildtieren in der Gemeinde zu verbieten. "Die Tiere werden nicht artgerecht gehalten, sondern gequält", argumentierte er. Proffert ist überzeugt: Wenn viele Gemeinden Auftritte von Zirkussen mit Wildtieren ablehnen, habe das Auswirkungen auf Bundesebene. Am Ende könnte es Zirkussen verboten werden, Tiere zu halten und zu dressieren.

Bürgermeister Böltl will gar keine Tiere im Zirkus sehen

Das dürfte jedoch ein steiniger Weg werden, denn die Union sieht bei diesem Thema laut Medienberichten keinen Handlungsbedarf und ist gegen ein generelles Verbot von Wildtieren im Zirkus. Diese Meinung vertritt auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl, ein Parteifreund des Ministers, kann das nicht nachvollziehen. Er sagt: "Ich bin nicht nur für ein Wildtierverbot, sondern für ein Verbot aller Tiere im Zirkus." Tiere dürften nicht zur Belustigung von Menschen dienen.

Doch obwohl Profferts Antrag beim Bürgermeister auf offene Ohren stieß - ein Verbot auf Gemeindeebene ist schwierig. Es gibt weder ein Gesetz noch einen gerichtlichen Grundsatz, die Auftritte von Wildtieren regeln. Anders in Österreich. Dort sind Wildtiere im Zirkus landesweit per Gesetz verboten.

Zwar gebe es ein Verfahren des Verwaltungsgerichts München, in dem geprüft wird, ob der Erdinger Stadtrat Zirkusbetrieben Flächen verwehren darf; ein rechtskräftiges Urteil steht aber noch aus. In anderen Städten bekamen Zirkusbetreiber. Ihm sei bewusst, dass es kein übergeordnetes Recht gibt, räumt Marcel Proffert ein. Daher sei es "schwer, ein Verbot auszusprechen". Vorerst gilt: Nur wenn der Zirkus gegen das Tierschutzrecht verstößt, kann eine Gemeinde Auftritte verbieten. Oder wenn Anwohner durch Lärm oder andere Emissionen wie etwa Gestank belästigt werden.

Im Bauausschuss einigten sich die Gemeinderäte daher darauf, den Antrag zu vertagen und abzuwarten, wie das Verwaltungsgericht München entscheidet. Bis dahin wolle man "sehr pragmatisch" handeln, wie Bürgermeister Böltl sagt. Die einzige Fläche in Kirchheim, die für einen Zirkus in Frage kommt, ist der alte Volksfestplatz. Von dem besitzt die Gemeinde ein Drittel, der Rest ist in Privatbesitz. Sollte ein Zirkus dort residieren wollen, "werden wir das Grundstück gemeinsam mit dem Privatbesitzer nicht zur Verfügung stellen", kündigt Böltl an.

Doch das ist derzeit kein Thema. Das letzte Mal, dass ein Zirkus in Kirchheim gastierte, ist mittlerweile fünf Jahre her. Und aktuell ist kein Auftritt eines Wanderzirkus geplant.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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