Kirchheim:Dranbleiben

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Nach Ansicht des Arbeitskreises Verkehrskonzept braucht es dort, wo Staatsstraße 2082 und Heimstettener Moosweg aufeinandertreffen, keinen "Underfly". (Foto: Stephan Rumpf)

Der "Arbeitskreis Verkehrskonzept" fordert weitere Verbesserungen in Kirchheim. Vor allem beim Bus 263 soll es einen intelligenten Takt geben

Von Daniela Bode, Kirchheim

Der "Arbeitskreis Verkehrskonzept" in Kirchheim will auch künftig nichts dem Zufall überlassen. Nun hat sich die rührige Gruppe erneut zu Wort gemeldet, mit Vorschlägen zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs, Neuigkeiten zum "Kirchheimer Ei" und mit der Ankündigung, aktiv zu bleiben, weil es notwendig ist. 2013 gründeten Wolfgang Gerstenberger, Hans-Hermann Lüdorf und Armin Kowallik den Arbeitskreis, da es laut Gerstenberger "eine Reihe von Verkehrsproblemen in Kirchheim gab, aber nichts Konzeptionelles dagegen unternommen wurde". Also erstellte die Gruppe ein Konzept mit Handlungsempfehlungen und Kostenschätzungen. Ein Teil der Anregungen sei aufgegriffen worden, gelöst seien die Verkehrsprobleme keineswegs, heißt es auf der Homepage des Arbeitskreises.

Ein aktueller Kritikpunkt der Gruppe ist der Takt auf der Buslinie 263, die durch Kirchheim führt. Nach den Worten von Gerstenberger plädiert der Arbeitskreis für eine "intelligentere Lösung". Der Bus 263 verkehrt seit Dezember auf der gesamten Strecke im Zehn-Minuten-Takt. Das ist nach Ansicht des Arbeitskreises nicht nötig. Er schlägt vielmehr vor, einen Zehn-Minuten-Takt zwischen Messestadt-West und Kirchheim Rathaus einzurichten, weil auch die U-Bahn ab Messestadt-West in dem Takt fährt. Und einen 20-Minuten-Takt zwischen Rathaus und Heimstetten-Nord, da die S-Bahn von Heimstetten aus ebenso alle 20 Minuten fährt. Derzeit sei der Bus auf dieser Teilstrecke oft leer, heißt es auf der Arbeitskreis-Homepage.

Der Arbeitskreis hat auch die immer wieder von Kirchheimer Politikern geforderte Taktverkürzung bei der S 2 aufgegriffen. Um eine Taktverdichtung zu erreichen, müsste erst die Strecke zwischen Riem und Markt Schwaben vierspurig ausgebaut werden. Ob dann aber ein kürzerer Takt möglich ist, hänge von der Kapazität der Stammstrecke ab. Statt eines Tunnels, bei dem die Bauzeit mindestens zwölf Jahre betrage, befürwortet der Arbeitskreis eine zweite Stammstrecke entlang des bestehenden Südrings, deren Bauzeit drei bis fünf Jahre dauere. Der Arbeitskreis folgt in der Argumentation dem vom Aktionsbündnis S-Bahn München propagierten Plan A, der Alternativlösung zur S-Bahnröhre.

Ein Hauptanliegen des Arbeitskreises war und ist es, den Durchgangsverkehr in Kirchheim zu verringern. Der wird laut Gerstenberger verursacht durch Pendlerströme aus den Landkreisen Erding und Ebersberg sowie aus Pliening. Ebenso bringe die von Aschheim gebaute Umgehungsstraße mehr Pendlerverkehr in die Erdinger und Münchner Straße sowie mehr Lkw-Verkehr auf den Heimstettener Moosweg, die Haupt- und die Poinger Straße.

Ein zentraler Vorschlag, den Verkehr aus dem Ort zu halten, ist ein Ring. Zumindest ein Teil der Idee ist wieder in den Fokus gerückt. Vorschlag ist es, eine Westtangente parallel zur A 99 und eine Osttangente zu bauen, die mit der Staatsstraße 2082 und der M 1 eine Art Rechteck um Kirchheim bilden würden. Der Bau der Westtangente ist nach Auskunft von Gerstenberg wieder aktuell: Der neue Gemeinderat habe beschlossen, das Bebauungsplanverfahren von vor zehn Jahren wieder aufzugreifen. "Wir hoffen, die Gemeinde bleibt am Ball. Wir werden natürlich darauf schauen, was passiert", sagt Gerstenberger, der Volkswirt ist und bis zu seiner Pensionierung am ifo-Institut für Wirtschaftsforschung arbeitete. Hinsichtlich der Osttangente sei nichts in Planung, da müssten sie aktiv bleiben.

Um eine Entlastung am "Kirchheimer Ei", wo die Staatsstraße 2082 und der Heimstettener Moosweg aufeinander treffen, zu erreichen, steht der mögliche Bau eines "Underfly" im Raum. Das heißt, eine Tieferlegung der Staatsstraße, die über Rampen mit dem Heimstettener Moosweg verbunden würde. Der Arbeitskreis hält diese Maßnahme angesichts selbst angestellter Verkehrszählungen für unnötig. "Wir glauben, dass Geld in relativ großem Umfang ausgegeben wird, ohne dass dazu großer Anlass besteht", sagt Gerstenberger. An einem Montag im März hatte die Gruppe an der Kreuzung zu den Hauptverkehrszeiten zwischen 7 und 9 sowie 16 und 18 Uhr Fahrzeuge gezählt. Das Ergebnis: Im Schnitt bildete sich auf dem Heimstettener Moosweg am Ei nördlich und südlich eine Schlange von zwei bis vier Wagen; die Wartezeit des jeweils letzten in der Schlange vor dem Ei lag bei weniger als einer halben Minute, der Höchstwert bei zwei Minuten und fünf Sekunden. Die Klagen über Wartezeiten, die Autofahrer am Ei hinnehmen müssen, seien also "Jammern auf allerhöchstem Niveau", steht auf der Homepage des Arbeitskreises. Die Gruppe hält derweil mit Blick auf die Ortsentwicklung den Bau von separaten Spuren für Rechtsabbieger für ausreichend. Die Kosten beziffert sie auf weniger als eine halbe Million Euro, während der Underfly mindestens drei Millionen Euro kosten würde.

"Wir haben den Eindruck, dass wir unbedingt weiter machen müssen", sagt Gerstenberger. Die Gruppe will sich künftig auch um den Eisenbahnlärm kümmern und für eine Einhausung der Bahnstrecke vom östlichen Ende des Riemer Güterbahnhofs bis zum Wildpark Poing einsetzen. Durch den Ausbau des Brenner-Basis-Tunnels wird es veränderte Güterverkehrsströme geben, die über Mühldorf, Markt Schwaben und Kirchheim führen. Nachts werden laut Gerstenberger fünf Mal so viele Güterzüge wie jetzt durchfahren.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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