Kirchheim:Anwohner müssen mit lauten Bussen leben

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Elektrobusse sind leiser. Aber für die Linie, die durch die Zugspitzstraße führt, sind sie dem Landratsamt zufolge nicht geeignet. (Foto: MVG)

Die Gemeinde Kirchheim lehnt eine Verlegung der Linie 263 ab. Auch Elektrofahrzeuge sind voraussichtlich keine Lösung

Von Verena Fücker, Kirchheim

Manch ein Anwohner der Zugspitzstraße ist vom dortigen Busverkehr genervt - und zwar so sehr, dass sich einige Nachbarn zusammengeschlossen haben und bei der Gemeinde Kirchheim den Antrag gestellt haben, dass die Buslinie 263 künftig nicht mehr an ihren Häusern vorbeifahren soll. Der Ausschuss für Bauen, Infrastruktur und Umwelt ist in seiner jüngsten Sitzung allerdings nicht auf die Forderung eingegangen. Die Gemeinde will sich stattdessen dafür stark machen, dass künftig verstärkt leisere Elektrobusse eingesetzt werden. Doch das verspricht wenig Erfolg.

Die Anwohner fühlen sich von den Bussen besonders gestört, seitdem die Linie 263 zwischen dem U-Bahnhof Messestadt-West und dem S-Bahnhof Feldkirchen im Zehn-Minuten-Tag fährt. "Wir sind vor 35 Jahren in die Zugspitzstraße gezogen. Damals war das noch eine Nebenstraße, und heute hält man den Lärm kaum aus", klagte Anwohner Helmut Schäfer in der Ausschusssitzung. Zudem haben die Anwohner die Fahrgastzahlen einen Tag lang im Juli beobachtet. Herausgekommen ist, dass von 156 Bussen 68 nur bis zu drei Fahrgäste hatten, 18 Busse waren komplett leer.

Doch der Ausschuss will am Zehn-Minuten-Takt festhalten, wie auch an der Linienführung über die Zugspitzstraße. "Sonst können wir keine optimale Anbindung des Räterzentrums garantieren. Die dortige Haltestelle gehört zu den am meisten frequentierten. Eine alternative Haltestelle in der Hauptstraße wäre viel schlechter zu erreichen, besonders für Menschen, die nicht so mobil sind", sagte Beatrix Winkler, die im Kirchheimer Bauamt für die Verkehrsangelegenheiten zuständig ist. Außerdem erklärte die Verwaltung, es reiche nicht aus, die Fahrgäste nur einen Tag lang zu zählen, weil viele Faktoren, wie Jahreszeit, Ferienzeit und Wetter dort hineinspielen. "Außerdem wurde der Zehn-Minuten-Takt zum Fahrplanwechsel 2014/2015 eingeführt. Der MVV testet solche Fahrplanänderungen vier Jahre lang und entscheidet nach dieser Testphase, ob die Änderungen sinnvoll sind", erläuterte Winkler.

Stattdessen hat sich der Bauausschuss dafür ausgesprochen, dass auf der Linie vermehrt Elektrobusse fahren sollen, weil diese leiser sind. Die Gemeinde will das nun erneut in den Kreistag einbringen. Dessen Mobilitätsausschuss hatte bereits im September über alternative Busantriebsformen diskutiert. Allerdings heißt es vom MVV und aus dem Landratsamt auf SZ-Nachfrage einvernehmlich, dass die Buslinie 263 sich nicht für den Einsatz von Elektrobussen eignet. Elektrobusse benötigen Ladestationen, die an der Strecke der Linie 263 nicht gebaut werden können. Auch Hybridbusse, die verschiedene Antriebssysteme verbinden, können auf dieser Linie nicht eingesetzt werden, weil die Geschwindigkeiten auf der Strecke teilweise zu hoch sind.

Franz Glasl von der CSU sprach sich im Bauausschuss für eine andere Alternative aus: "Man könnte auch kleinere Busse einsetzen, wenn die großen rund um die Zugspitzstraße ja eh nicht so gebraucht werden. Die kleinen Busse sind auch leiser." Dem widersprach Marcel Prohaska (SPD) allerdings entschieden: "Ich nehme selbst sehr oft den Bus, im Winter sogar täglich. Zu Stoßzeiten ist der Bus so stark gefragt, dass spätestens die Leute, die in Aschheim einsteigen, keinen Platz mehr kriegen. Die Buslinie 263 ist ganz klar die Erfolgslinie des Landkreises." Prohaska glaubt eher, dass die Haltestelle an der Zugspitzstraße deswegen so selten genutzt wird, weil die Anwohner lieber zu Fuß zur S-Bahnhaltestelle in Heimstetten gehen und weil die Busroute dort schon fast zu Ende ist, besonders wenn der Bus nicht bis nach Feldkirchen, sondern nur zum Heimstettener S-Bahnhof fährt. "Die Kirchheimer nehmen den Bus sehr oft in die andere Richtung nach Riem", sagte Prohaska.

SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Etterer sagte, man müsse ganz klar hinterfragen, was auf der Buslinie sinnvoll ist: "Aber das geht nicht so ins Blaue hinein. Wir müssen erst mal abwarten, ob wir die Heimstettener Straße öffnen." Dem stimmte im Ausschuss auch Wolfgang Gerstenberger von der "Interessensgemeinschaft Lebenswerte Zugspitzstraße" zu: "Wir haben den Antrag unserer Nachbarn nicht unterstützt. Es geht aber nicht nur um die Leidensfähigkeit der Zugspitzstraße, sondern auch darum, den Bus voller zu machen. Da hilft nur die Öffnung der Heimstettener Straße, dann wäre der Bus auch dort für mehr Leute attraktiv."

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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