Kirchheim:Absage an den Allrounder

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Die Integration der Flüchtlinge ins Berufs- und ins Schulleben ist eine der großen anstehenden Aufgaben. (Foto: dpa)

Kirchheim will bei der Integration von Flüchtlingen Experten auf Honorarbasis einsetzen

Von Verena Fücker, Kirchheim

Angesichts der steigenden Zahlen an Flüchtlingen haben die Kirchheimer Gemeinderäte einstimmig dafür gestimmt, einen Etat von 65 000 Euro bereitzustellen, um Integrationshelfer und Mitarbeiter auf Honorarbasis einzustellen. "Wir brauchen keinen hauptberuflichen Deutschlehrer, der nebenbei auch Integrationshelfer ist. Zur Zeit ist der Bedarf an Lehrern groß, aber irgendwann wird das wieder weniger", sagte Gemeinderat Marcel Prohaska (SPD).

Ursprünglich wollte die Verwaltung einen hauptamtlichen Integrationshelfer für vertiefenden Deutschunterricht, Staatskunde, Informationen über deutsche Geschichte und heimisches Brauchtum für Flüchtlinge mit Bleibeperspektive einstellen. Gleichzeitig sollte dieser Allrounder dabei helfen, die Flüchtlinge ins örtliche Vereinsleben oder in Ehrenämter einbinden und den Kontakt zu den Kirchheimern herstellen. Für besonders wichtig hatte Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) im Vorfeld der Gemeinderatssitzung auch die Arbeitsvermittlung eingestuft.

Stattdessen sei jemand gefragt, der mit dem Helferkreis Asyl kooperiert und den Ehrenamtlichen nicht vorschreibt, was sie zu tun haben, so Prohaska. Auch Susanne Merten-Wente (Grüne) begrüßte die Entscheidung, dass mit dem Geld nun punktuell Experten bezahlt werden sollen, die den Flüchtlingen auf ihrem jeweiligen Fachgebiet weiterhelfen können: "Bei allem anderen hätten wir die eierlegende Wollmilchsau gesucht." Ihr Fraktionsvorsitzender Rüdiger Zwarg stellte hingegen die "Heimatkunde", wie er es nannte, infrage: "Das sehe ich nicht ein. So etwas brauchen wir frühestens in ein, zwei Jahren." Damit erntete er unter anderem von Gerd Kleiber (FDP) Kritik: "Die Staatskunde ist keine Heimatduselei. Sie wird spätestens beim Einbürgerungstest eh gebraucht." Auch Tanja Heidacher (SPD) und Beate Neubauer (SPD) glauben, dass die Gemeinde ihr Geld mit den Honorarkräften gut anlegt. "Auch wenn es nicht Aufgabe der Kommunen ist, für so etwas aufzukommen, sind wir in der Pflicht. Von der Bundesregierung kommt zu wenig", so Neubauer. Heidacher ergänzte: "Wir wissen nicht, wie viele Flüchtlinge noch kommen und sollten einen Etat bereithalten. Lieber geben wir hier etwas mehr aus, als dass wir uns später vorwerfen müssen, etwas versäumt zu haben."

Der Gemeinderat folgt damit einem Vorschlag von Marcel Prohaska aus dem Verwaltungs- und Personalausschuss. Der SPD-Rat verstand die Aufgaben des Integrationshelfers dort als die "einer Verwaltungskraft, eines Heimatpfleger, eines Sozialpädagogen und eines Deutschlehrer". Er schlug deswegen bereits im Ausschuss vor, die Stelle aufzuteilen oder ein Budget für verschiedene Stellen zu schaffen.

Dass Kirchheim weitere Hilfe in der Flüchtlingsbetreuung braucht, wurde ebenfalls im Verwaltungs- und Personalausschuss deutlich. Dort sagte Bürgermeister Böltl: "Wir haben einen großen und aktiven Helferkreis, aber die Ehrenamtler werden wir noch lange brauchen." Er will die Standesbeamtin Angelika Schuster entlasten, die neben ihrer eigentlichen Tätigkeit derzeit hauptverantwortlich für alle Asylfragen.

© SZ vom 07.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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