Jungbürgerversammlung:Breitbeinig für Schwimmbad und Graffiti-Wand

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Es sollte ungezwungener zugehen. Darum traf Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Mitte hinten) diesmal die Jugendlichen im "Freiraum²". (Foto: Claus Schunk)

In der Pullacher Freizeitstätte tragen Jugendliche Gemeinderäten ihre Wünsche vor. Vorher lernen sie, wie man sich selbstbewusst artikuliert.

Von Nadja Tausche, Pullach

Er möchte ihnen etwas zeigen, was ihnen in ihrem Alltag helfen wird, sagt Holger Ptacek zu den Jugendlichen, die um ihn herumstehen. "Körpersprache findet ständig statt, allerdings meist unbewusst", sagt der SPD-Gemeinderat, der am Samstagabend bei der Jugendbürgerversammlung in der Freizeitstätte "Freiraum²" einen Workshop anbietet.

Probleme, die durch falsche Körpersprache entstünden, würden oft nicht erkannt. Die etwa zehn Jugendlichen müssten sich also erst einmal richtig hinstellen: Beine breit, nicht eingeknickt und nicht überkreuz - Platz wegnehmen, fordert Ptacek. 15 Minuten lang zeigt er allen, wie man Außenwirkung entfaltet. Dann wechseln sie zum nächsten Stand.

Insgesamt fünf Workshops finden an dem Abend im "Freiraum²" statt. Die Jugendlichen können dort Turnbeutel bedrucken oder kochen, beim Interview ohne Worte fotografiert werden oder zusammen mit einem Architekten eigene Vorschläge für das neue Jugendzentrum besprechen, das in der Gemeinde gerade in Planung ist.

"Die Jugendlichen sollen wissen, dass sie mitentscheiden können in Pullach", sagt Sozialraumleiterin Inga Bramm, die gemeinsam mit der Familien- und Seniorenbeauftragen Isabel Gruber die Versammlung organisiert hat. 55 junge Leute zwischen zwölf und 21 Jahren sind gekommen. Mit dabei ist auch ein Vertreter des Kreisjugendrings München-Land als Träger des Jugendzentrums und sieben Mitglieder des Gemeinderates, die mit den jungen Leuten diskutieren und ihre Fragen beantworten.

Der Skatepark ist immer noch ein großes Thema

Ob man denn eine Halle über den Skatepark bauen könnte, will der zwölfjährige Robin wissen. Das würde im Winter den Schnee abhalten und außerdem das Lärmproblem lösen. Gemeinderätin Cornelia Zechmeister (WIP) will da nicht zu viel Hoffnung machen: "Das wäre ein Wahnsinnsbauprojekt." Jozef, 14, wünscht sich eine Wand, an der sich Jugendliche legal mit Graffiti austoben können. "Ich habe ganz viele Freunde, die sprayen, die würden da zu 100 Prozent hingehen", sagt er. Die beiden Jungs und Zechmeister diskutieren in der Küche, neben ihnen schneiden Teilnehmer mit Gemeinderätin Angelika Metz (ebenfalls WIP) Baguette und Petersilie.

Wegen dieser lockeren Atmosphäre findet die Jugendbürgerversammlung in diesem Jahr nicht im Bürgerhaus, sondern zum ersten Mal in der Jugendfreizeitstätte statt. "Hier ist die Hemmschwelle niedriger", sagt Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne), die ebenfalls zur Versammlung gekommen ist.

Im Bürgerhaus sei die Veranstaltung eher inhaltlich geprägt gewesen, "jetzt ist die aktionsgeprägt." Tausendfreund sieht durchaus Erfolge einer solchen Veranstaltung: Zum Beispiel haben sich die Jugendlichen bei vergangenen Jugendversammlungen sehr für Lärmschutz beim Skatepark eingesetzt.

Vorschläge gibt es genug

Damals habe es zahlreiche Beschwerden von Anliegern wegen des Lärms gegeben, sagt Organisatorin Bramm. Die Jugendlichen haben dann im Jugendzentrum nachgefragt, was sie tun können, damit sie den Skatepark weiter nutzen können. "Da war viel Wut und Frust da," so Bramm. Schließlich seien sie in den Gemeinderat gegangen und haben gemeinsam mit den Gemeinderäten die Lösung gefunden, eine mobile Lärmschutzwand aufzustellen. Die sei zwar vom Landratsamt noch nicht genehmigt - aber genau so einen Einsatz der Jugendlichen will Bramm erreichen.

Vorschläge für Veränderung gibt es genug. Der zwölfjährige Daniel hätte gerne einen zweiten Sportplatz. Livia, 13, wünscht sich in der Gemeinde ein Jugendcafé. Und Philipp, 12, will wissen, wie es denn mit einem neuen Schwimmbad aussieht. Schon in der kommenden Woche können die Jugendlichen den ersten Schritt machen, damit einige der Ideen vielleicht bald Realität werden: Dann tragen sie in der nächsten Gemeinderatssitzung einige ihrer Vorschläge vor.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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