Ismaning:Erde zu Erde

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Ismaning bietet Urnenbestattung auf einer Friedwiese an

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Bestatter verzeichnen eine nachlassende Nachfrage nach pflegeintensiven Erdgräbern, viele Menschen suchen stattdessen nach einer alternativen Bestattungsform. Eine solche wird es künftig auch in Ismaning geben. Die Nachbargemeinden Unterföhring und Garching bieten schon länger Baumgräber an, nun will Ismaning auf dem Neuen Friedhof eine sogenannte Friedwiese anlegen.

Der Hospizverein hatte sich für die Friedwiese eingesetzt, um Menschen die Möglichkeit zu geben, ohne christliche Symbolik in einem naturnahen Umfeld bestattet zu werden. "Bei uns kamen sehr viele Nachfragen an", erzählt Johanna Hagn, Vereinsvorsitzende und für die SPD im Gemeinderat. "Bei vielen Interessierten leben die Kinder nicht mehr in Ismaning und können oder wollen die Grabpflege nicht übernehmen, aber die Leute wollen nach ihrem Tod in der Gemeinde bestattet sein." Eine Friedwiese bietet in diesem Fall eine gute Möglichkeit als letzte Ruhestätte. "Naturnah bestattet zu werden ist für viele ein tröstlicher Gedanke", sagt Hagn.

Der Neue Friedhof am Westrand der Gemeinde an der Isarau wurde im Jahr 1970 gebaut und ist landschaftlich geprägt. 900 Gräber und 200 Urnennischen befinden sich dort. Auf einem eigens ausgewiesenen Wiesenstreifen, einer "grünen Achse" zwischen der Aussegnungshalle und der Isar, wie es Hagn nennt, sollen nun zusätzlich bis zu 900 Urnen Platz finden. Die einzelnen Grabstellen werden dabei nicht eigens gekennzeichnet, die ganze Friedwiese gilt als Grabstätte. Im Gegensatz zu dem anonymen Grabfeld auf dem Friedhof, kann aber an die Verstorbenen erinnert werden, mit einem Namensschild an einer zentral gelegenen Stele.

Auf dem Areal, das die Gemeinde ausgewählt hat, stehen außerdem einige Bäume, die eine angenehme Atmosphäre für Besucher schaffen sollen. Blumen, Kreuze oder anderer Grabschmuck sind auf der Friedwiese nicht gestattet, die Pflege des Geländes übernimmt allein die Gemeinde, welche die Friedwiese in einem einheitlichen Erscheinungsbild halten will. Die Kosten für eine Bestattung auf dem neu ausgeschriebenen Gelände orientieren sich an jenen auf dem anonymen Grabfeld und sollen analog 70 Euro pro Jahr betragen. Die Gebühren für ein einfaches Erdgrab kostet im Vergleich dazu nur 24,50 Euro im Jahr.

Um dem ökologischen Gedanken ganz zu entsprechen, werden auf der Friedwiese keine Metallurnen, sondern sogenannte Bio-Urnen eingesetzt. Sie haben den Vorteil, dass sie sich später im Erdreich auflösen. Das passt Johanna Hagn ins Bild: "Das ist der Gedanke ,Erde zu Erde' im wörtlichen Sinn."

© SZ vom 28.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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