Ganz allein war Elisabeth Böltl nicht, das muss man festhalten. Doch es war durchaus ein Meilenstein für die Ismaninger Kommunalpolitik mit Strahlkraft darüber hinaus, als 1972 erstmals zwei Vertreterinnen im bis dato rein männlich besetzten Gemeinderat auftraten. Elisabeth Böltl und Maria Wantosch zogen auf der Liste der SPD in das Gremium ein. Böltl sollte sich schon bald als engagierte und streitbare Kommunalpolitikerin etablieren. 24 Jahre lang war sie als Gemeinderätin aktiv und prägte das Ortsleben unter anderem als Dritte Bürgermeisterin mit. Nun feierte sie ihren 90. Geburtstag.
Geboren am 2. Oktober 1927, kam Böltl 1951 nach Ismaning, als Apothekenhelferin mit ihrem damaligen Chef Adolf Kraus, der die erste Apotheke im Ort eröffnete. Als "Apotheker-Liesl" wurde Böltl bald bekannt, die zupacken konnte und im Notfall Medikamente auch einmal mit dem Fahrrad oder der Fähre auslieferte und stets ein offenes Ohr für die Nöte ihrer Mitbürger hatte. 1971 fragte Bürgermeister Erich Zeitler, ob sie nicht für seine SPD als Gemeinderätin kandidieren wolle. Sie erhielt prompt die zweithöchste Stimmenzahl nach Zeitler. Auch bei der neu eingeführten Bürgersprechstunde bekam Böltl die meisten Besuche, erinnert sich Gemeinderat Bruno Rimmelspacher. Von 1978 bis 1984 war Böltl als erste Frau Dritte Bürgermeisterin Ismanings; sie begründete damit eine lange Tradition starker SPD-Frauen im Ort. Soziale Fragen blieben Böltl ein Herzensthema, sie gründete unter anderem die Nachbarschaftshilfe mit.
2005 ehrte sie Innenminister Otto Schily für ihren Einsatz. Noch bei der 95-Jahr-Feier der Ismaninger SPD appellierte Böltl, die heute in einem Pflegeheim in Aschheim lebt, an ihre Mitbürger, sie sollten "für den anderen eintreten, sich selbst etwas zurücknehmen und sich für die Gemeinde einsetzen". So wie sie es selbst tat.