Hohenbrunn/Unterhaching:Überfälle auf Pizza-Boten

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Wieder rauben Unbekannte einen Mitarbeiter eines Lieferdienstes aus. Restaurants reagieren mit besonderer Vorsicht: Die Fahrer sind nur noch mit wenig Geld unterwegs, Besteller müssen ihre Telefonnummer angeben.

Von Martin Bernstein und Ruth Eisenreich, Hohenbrunn/Unterhaching

Die Pizza-Räuber haben erneut zugeschlagen - und wieder war ihr Opfer ein Unterhachinger Pizzabote. Wie schon in drei Fällen zuvor lockten die Täter den Boten mit einer Bestellung in eine abgelegene Straße in Autobahnnähe, hielten ihm dort eine Pistole unter die Nase und flüchteten mit ein paar hundert Euro und dem Handy des Opfers. Im Polizeipräsidium München ist man alarmiert - die Pizzadienste in der Gegend wurden mittlerweile telefonisch und mit Flugblättern gewarnt. Dort geht inzwischen die Angst um: Wer wird der Nächste sein?

Diesmal sollte ein 22-jähriger Pizzabote die Lieferung an die Andreasstiftstraße am Ortsrand von Hohenbrunn bringen. Als der Auszubildende aus dem Süden des Landkreises dort am Sonntag gegen 22 Uhr die Pizza aus dem Kofferraum holen wollte, standen plötzlich zwei Männer neben ihm. Einer von beiden war maskiert und hatte eine dunkle Faustfeuerwaffe. Nachdem der Pizzabote ihnen ein paar hundert Euro Bargeld gegeben hatte, nahmen die Täter ihm auch sein Handy ab - vermutlich, damit keine Hilfe herbeitelefoniert werden konnte - und flüchteten zunächst zu Fuß über ein angrenzendes Feld. Die beiden Täter sollen etwa 20 Jahre alt sein. Der maskierte Mann habe akzentfrei hochdeutsch gesprochen, berichtete das Opfer.

Es ist bereits der vierte derartige Überfall binnen zwei Wochen. Die Serie hatte am 8. März mit einem bewaffneten Überfall auf einen Pizzaboten an der Unterhachinger Wallbergstraße begonnen. Am Dienstag vor einer Woche schlugen die Täter in nur einer Stunde gleich zweimal zu: an der Isartalstraße in Unterhaching, kurz darauf an der Traunreuter Straße in Ramersdorf. Alle Tatorte sind einsam gelegen: Die Andreasstiftstraße liegt zwischen Friedhof und Wasserwerk, die Isartalstraße führt zwischen Feldern unter der Autobahn hindurch, gleich daneben ist die Wallbergstraße, unmittelbar am Unterhachinger Ortspark, an der Traunreuter Straße in Ramersdorf gibt es viele Gewerbebetriebe, die nachts verlassen sind. Wo die Täter ihr Fluchtauto abgestellt hatten, ist bisher unklar. Offenbar jedenfalls in einiger Entfernung vom Tatort. Sie brausten dann wahrscheinlich über Feldwege davon.

Die Fahnder vom Kommissariat 21 haben sich nun - auch mit verdeckten Maßnahmen - an die Fersen der Räuber geheftet. Wenn sie erwischt werden, müssen sich die Räuber für bewaffnete Raubüberfälle in Serie verantworten und mit langjährigen Haftstrafen von deutlich mehr als fünf Jahren rechnen. Wer Hinweise geben kann, soll sich ans Polizeipräsidium München wenden (Telefon: 089/2910-0).

Die Polizei hat auch die Pizzalieferdienste der Umgebung vorgewarnt und Merkzettel mit Verhaltensregeln verteilt. Ein Rundruf bei den Pizzerien der Umgebung ergibt: Die Lieferanten wollen sich nicht allzu viel Angst einjagen lassen, treffen aber Vorsichtsmaßnahmen. In vielen Restaurants müssen die Fahrer nun im Laufe des Tages häufiger ihre Einnahmen abliefern als bisher, damit sie nicht mit großen Geldsummen unterwegs sind. Vor allem aber achtet man überall jetzt aufmerksamer auf die Telefonnummern der Besteller: Ruft jemand mit unterdrückter Nummer an oder nennt er bei einer Onlinebestellung gar keine Nummer oder eine, die nicht existiert, stornieren die Mitarbeiter den Lieferauftrag und verständigen die Polizei. Das gilt auch für jene Pizzeria in Unterhaching, deren Mitarbeiter am Sonntag zum Opfer geworden ist. Der betroffene Pizzabote sei gestern "mit zittrigen Händen" zurück ins Restaurant gekommen, heißt es dort. Man habe ihn beruhigt, es gehe ihm inzwischen verhältnismäßig gut.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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