Hohenbrunn:Optimismus bis zuletzt

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Muhammad R. macht eine Ausbildung im Malerhandwerk. Er kam schon vor dem Bürgerkrieg aus Syrien, sein Asylantrag wurde abgelehnt. (Foto: Angelika Bardehle)

Ob Muhammad R. in Deutschland bleiben darf, ist ungewiss

Muhammad R. würde gerne in Deutschland bleiben. In der Nähe von Hohenbrunn, wo er seit einem Jahr eine Lehre zum Maler macht. Die Lage aber ist kompliziert. R., der seinen vollen Namen lieber nicht nennen möchte, ist aus Syrien gekommen, über Griechenland. R. hat 2004 zum ersten Mal Asyl in Deutschland beantragt. Die Anfrage wurde jedoch abgelehnt, mittlerweile zum zweiten Mal. "Damals", sagt R., "galt Syrien noch als sicheres Herkunftsland."

Seine Hände hat er ruhig auf die Tischplatte vor sich gelegt, sein Blick fixiert einen Punkt an der Wand gegenüber. Der 37-Jährige hat eine Arbeitserlaubnis bekommen, ist geblieben, hat Klage gegen seinen Abschiebungsbescheid eingelegt. Bis heute wurde sie nicht bearbeitet. "Die Behörden sind überlastet", sagt R. tonlos. Derzeit darf er nicht abgeschoben werden, denn in Syrien herrscht Bürgerkrieg.

Sein Ausbildungsleiter Ivo Fuhrmann hat nicht gezögert, den Syrer einzustellen. "Er arbeitet sehr gut und ist motiviert", sagt er. Trotz der gesetzlichen Hindernisse wird er auch im nächsten Jahr einen weiteren Flüchtling als Lehrling aufnehmen. "Natürlich hoffe ich, dass beide hinterher auch bleiben dürfen", sagt Fuhrmann. In Muhammads Fall aber ist das unwahrscheinlich. Derzeit muss der Syrer alle sechs Monate zur Ausländerbehörde gehen und erneut um Duldung bitten. Um seinen Abschiebebescheid zu entkräften, gibt es für ihn nur eine Möglichkeit: "Ich müsste nach Syrien zurück und acht Jahre lang dort arbeiten, um erneut Asyl in Deutschland beantragen zu dürfen." Nach Hause aber kann er nicht. R. ist Kurde. Das Thema führt er nicht weiter aus, er muss es nicht. Und so wird R. bleiben. Wie lange, weiß niemand.

In München hat er ein enges Wohnheimzimmer ergattert, teilt sich Bad und Küche mit anderen. Etwas anderes kann er sich nicht leisten. Der Staat übernimmt für seine Bleibe einen Teil der Miete. Vom Wohnheim aus muss er einen langen Weg zur Arbeit antreten. R. braucht über eine Stunde in den Betrieb.

Die Wohnungen in der Nähe aber sind zu teuer und die Ausländerbehörde überwacht streng, dass er nicht mehr als den Tariflohn bekommt, sonst muss er die Miete alleine bezahlen. "Es ist sehr schwierig", sagt R. und seufzt. Dennoch, der Syrer will sich von all dem nicht entmutigen lassen. Sein Beruf macht ihm Spaß. Er ist gerne Maler. "Manche Sachen aber sind in meinem Alter sehr anstrengend", sagt er lächelnd.

© SZ vom 22.08.2015 / scat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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