Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Zusatzangebot für hilfsbedürftige Alte

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Die Gemeinde schließt sich der Sozialgenossenschaft "Hand in Hand" an

Von Georg Jahreis, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Heiß diskutiert hat der Gemeinderat Höhenkirchen-Siegertsbrunn jüngst die Frage, ob die Kommune der Genossenschaft "Hand in Hand" beitritt oder nicht. Letztlich entschied sich eine knappe Mehrheit der Ratsmitglieder für den Beitritt. "Hand in Hand" ist eine vom Awo-Kreisverband München-Land ins Leben gerufene Sozialgenossenschaft. Daran beteiligt sind unter anderem das Bayerische Rote Kreuz und die Caritas. Die Genossenschaft möchte in der Region ein soziales Netz für bürgerschaftliches Engagement etablieren.

Insbesondere ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, etwa beim Einkaufen oder Schneeschippen, können sich an die Genossenschaft wenden, die dann die Helfer vermittelt. Voraussetzung ist: Alle Beteiligten müssen Mitglied der Genossenschaft sein. Eine Stunde Hilfe kostet den Hilfsbedürftigen acht Euro, zwei davon fließen in die Verwaltung von "Hand in Hand". Die restlichen sechs Euro erhält der Helfer. Anstelle des Geldes kann er aber auch Punkte sammeln und diese einlösen, wenn er irgendwann selbst einmal Hilfe benötigt, so die Idee. Ein Genossenschaftsanteil kostet 50 Euro. Die Aufnahmegebühr beträgt 250 Euro. Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) sprach sich zunächst gegen einen Beitritt aus. Schließlich verfüge die Gemeinde mit dem Ambulanten Senioreninformations- und Servicezentrum bereits über ein Angebot für ältere Menschen. Die stellvertretende Bürgermeisterin, Mindy Konwitschny (SPD), die selbst als Mitarbeiterin der Awo beim Projekt "Hand in Hand" mitwirkt, verteidigte das Konzept der Sozialgenossenschaft: "Es geht darum, das Angebot im Ort zu ergänzen." Der Konkurrenzgedanke sei nicht nachvollziehbar. Schließlich seien an der Genossenschaft auch die Caritas und das BRK beteiligt. Die Organisationen betrieben selbst Zentren für Senioren. Laut Konwitschny kann die Gemeinde bei einer Insolvenz der Genossenschaft nicht zur Kasse gebeten werden: "Die Gemeinde verliert in diesem Fall die 50 Euro für den Genossenschaftsanteil. Es besteht keine Nachschusspflicht."

Konwitschny zufolge wird das Projekt vom Landratsamt bezuschusst. Das Streitgespräch mit Bürgermeisterin Mayer war nur der Auftakt eines intensiveren Schlagabtausches im Gremium. Für Gegenwind sorgte die CSU-Fraktion, allen voran Andrea Hanisch. Sie sieht durch die Bezahlung der Helfer das Ehrenamt in Gefahr. "So entsteht ein Zweiklassenehrenamt. Das bürgerschaftliche Engagement ist der soziale Kit der Gesellschaft." Konwitschny verteidigte "Hand in Hand" weiter tapfer: Auch Ehrenamtliche erhielten Geld, Fußballtrainer in etwa. Hanisch wiederum bezeichnete es als "gesellschaftliche Entwicklungsstörung", dass es Projekte wie "Hand in Hand" gibt. Unterstützung erhielt Konwitschny von den Unabhängigen Bürgern. Manfred Eberhard (UB) plädierte für einen Beitritt zur Sozialgenossenschaft: "Wir müssen den demografischen Wandel berücksichtigen. Ob mir mein Nachbar irgendwann einmal hilft, wage ich zu bezweifeln." Die CSU hielt weiter dagegen. "Hand in Hand" sei nicht geeignet, um den Menschen schnell und unkompliziert Hilfe anbieten zu können, sagte Martha Braun: "Wir brauchen ein niedrigschwelligeres Angebot." Konwitschny verteidigte "Hand in Hand" vehement. Für die Außenwirkung sei es wichtig, dass sich die Gemeinde der Sozialgenossenschaft anschließt. Das sah auch Ulrich Bug (UB) so: "Welches Zeichen geben wir, wenn wir uns dagegen aussprechen?" Die Diskussion bewirkte, dass Bürgermeisterin Mayer ihre Meinung änderte. Sie stimmte für den Beitritt zur Sozialgenossenschaft. Mayer zufolge sprechen sich auch die Arbeitskreise "Senioren" und "Zusammenleben" der örtlichen Zukunftswerkstatt für den Beitritt zu "Hand in Hand" aus. Um das Projekt "ideell zu unterstützen", stimme sie dafür, sich als Gemeinde der Genossenschaft anzuschließen, sagte Mayer. Sie könne aber sehr wohl die Argumentation ihrer Fraktionskollegen nachvollziehen. Elf zu neun hieß es am Ende für die Verfechter eines Beitritts der Gemeinde zu "Hand in Hand".

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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