Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Mama hilft Mama

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Höhenkirchen zieht im Kampf gegen Erziehermangel alle Register

Die Personalnot an den Kindertagesstätten macht Eltern und Gemeinde in Höhenkirchen-Siegertsbrunn zunehmend zu schaffen. Wollte man alle Kinder unterbringen, die in diesem Jahr drei Jahre alt werden, fehlen nach derzeitigem Stand 64 Betreuungsplätze in Kindergärten. 24 Kinder sind noch ohne Zusage, die bis September die Altersgrenze für den Kindergarten überschreiten. "Es ist überall dasselbe", sagt Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU). Die Kommunen bekämen die Misere auf dem Arbeitsmarkt zu spüren.

Viele Möglichkeiten sieht sie nicht mehr, dagegen anzugehen. Die Bürgermeisterin hat die Betreiber von Kindertagesstätten in ihrer Gemeinde angeschrieben, um zu einer konzertierten Aktion aufzurufen. So sollen gemeinsam Anzeigen geschaltet werden, um so mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. In den Kinderkrippen fehlen laut Rathaus aktuell zehn Betreuungsplätze und im Hort sind des sieben.

Die Gemeinde sieht ihre Hauptverantwortung darin, Kindertagesstätten zu errichten. Und da sei in den vergangenen Jahren viel geschehen, sagt Mayer. Die Personalnot sei absehbar gewesen und habe der Gesetzgeber mit zu verantworten, der ein Recht auf Betreuung verankert habe, ohne die Folgen ausreichend zu bedenken. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen das ausbaden", sagt Mayer. Betroffen seien sämtliche Betreiber, nicht nur die Gemeinde. Auch die Wohlfahrtsverbände und die Kirchen müssten mit der harten Konkurrenzsituation in der Region klarkommen, die nicht zuletzt die Stadt München mit ihren vielen Möglichkeiten verschärfe, Erziehern entgegenzukommen. In der Branche werde mit harten Bandagen gekämpft: bis hin zu vergünstigten Fahrkarten und Prämien für Personal, wenn es zu einem Wechsel bereit ist.

Mayer möchte mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, die Not mildern helfen. Ein Versuch sei, Leute anzusprechen, die schon mal als Erzieher gearbeitet hätten und eventuell bereit wären, wenigstens stundenweise auszuhelfen. Auch wirbt Mayer dafür, Betreuungsplätze aufzuteilen und diese vor allem diesen Eltern zu überlassen, die beruflich auf Betreuung angewiesen sind. Sie glaube, dass "Mund-zu-Mund-Propaganda" etwas bringen könne, und dass die Zeit gekommen ist, sich auch gegenseitig zu unterstützen, nach dem Prinzip "Mama-hilft-Mama".

© SZ vom 22.05.2017 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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