Haushalt:Üppiger Wunschzettel

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Hohenbrunn steuert auf finanziellen Engpass zu - dennoch zieht niemand die Reißleine

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Vielen Hohenbrunner Gemeinderäten ist mulmig zumute, wenn sie in die Zukunft blicken. Das konnte man bei der Sitzung am Donnerstagabend spüren. "Wir befinden uns auf dünnem Eis", sagten gleich mehrere. Der Grund für dieses ungute Gefühl: Hohenbrunn hat in den nächsten Jahren viel vor, in den Augen einiger: zu viel. Schwimmbad, Turnhalle, Mittagsbetreuung und Wohnungen will die Gemeinde bauen. Außerdem das Feuerwehrhaus und das Pfarrheim sanieren. Den Bahnhof barrierefrei ausbauen. Und eigentlich soll eines Tages eine Umgehungsstraße entstehen. Doch alleine der Sportcampus ist so teuer, dass sich die Kommune wohl keine weiteren Investitionen leisten kann.

Am Ende der Sitzung waren sich die Gemeinderäte zwar einig, dass gespart werden muss. Wo das passieren soll, entschieden sie allerdings nicht. Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) schlug vor, das bei einem Treffen Anfang des Jahres zu diskutieren. Vorschläge zum Sparen könnten sich aus seiner Sicht in einem Nachtragshaushalt niederschlagen. Dem Haushaltsplan für 2018 stimmten die Gemeinderäte schließlich mehrheitlich zu.

Das Haushaltvolumen liegt mit insgesamt 35 Millionen Euro auf Rekordniveau. Nie zuvor plante Hohenbrunn bisher, so viel Geld auszugeben. Bis 2021 sollen die Rücklagen von elf auf zwei Millionen Euro sinken. Im selben Zeitraum werden die Schulden wohl auf elf Millionen Euro wachsen. Hinzu kommen Verpflichtungen im Schulzweckverband, die nicht im Haushalt enthalten sind.

"Wir haben dann keine Reserve mehr für unvorhergesehene Maßnahmen", sagte die Grüne Martina Kreder-Strugalla. Auch Geld für eine Umgehungsstraße sei bislang nicht eingeplant. "Ich befürchte, dass wir den Bogen gewaltig überspannen. Ich frage mich, warum niemand die Reißleine zieht. Klar macht man sich nicht beliebt, wenn man bei Projekten aussteigt." Doch aus Sicht der Grünen müsse dies jetzt passieren. Sie schlugen deshalb vor, die Bordsteinsanierung zu stoppen und im Freizeitgelände in Riemerling West nur 50 000 Euro für die Reparatur von Spielgeräte einzuplanen, anstatt mehr als 300 000 Euro. Außerdem sollte im Feuerwehrhaus nur das Dringendste saniert werden, um dadurch mindestens zehn Prozent einzusparen. All diese Vorschläge lehnte der Gemeinderat mehrheitlich ab. Und das, obwohl grundsätzlich Einigkeit herrschte, dass Hohenbrunn sparen müsse: "Unsere Gemeinde ist für diesen gigantischen Wunschzettel zu klein", sagte Peter Berger (Freie Wähler).

Das Problem ist jedoch, dass die Gemeinderäte diesen Wunschzettel selbst so üppig gestaltet haben. "Wir haben die ganzen Beschlüsse nicht blind getroffen. Wir wussten doch, dass zum Beispiel der Bau eines Schwimmbads die Gemeinde fordern würde", sagte Morten Schweigler von der SPD. Wolfgang Schmidhuber (Grüne) erwiderte: "Aber jetzt sehen wir, welche Büchse der Pandora wir aufgemacht haben."

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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