Haarer Traglufthalle:Flüchtlingsprotest am Mittagstisch

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Essensausgabe für Flüchtlinge. Bei der Versorgung der Menschen in Groß-Unterkünften gibt es immer wieder auch Reibereien. (Foto: dpa)

In der Haarer Traglufthalle beklagen sich Flüchtlinge über die Essensversorgung.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Stimmung in einer Traglufthalle kann schnell kippen. Das hat sich des öfteren im Landkreis gezeigt. Manchmal reichte dazu der kleinste Anlass. Am Dienstag nun kam es in der Traglufthalle in Haar zu einer Auseinandersetzung, bei der Mitarbeiter des Catering-Unternehmens angegangen wurden. Offensichtlich waren die überwiegend jungen Flüchtlinge, die sich daran beteiligten, unzufrieden über das Essen.

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) machte den Vorgang im Gemeinderat bekannt und berichtete, es sei sogar zu einer Demonstration gekommen, bei der die Bewohner eine schlechte Essensqualität und zu kleine Portionen angeprangert hätten.

Der Caterer versorgt Hunderte Menschen in drei Traglufthallen

In den sieben Traglufthallen des Landkreises und in der Turnhalle der FOS/BOS in Unterschleißheim werden viele hundert Menschen aus verschiedenen Gegenden der Welt mit Essen versorgt. Die Vorlieben sind natürlich ganz unterschiedlich. Auf den einzelnen eingegangen wird aus organisatorischen Gründen nicht. Alles läuft über professionelle Catering-Unternehmen. Für die jeweils um die 300 Personen in den Traglufthallen in Unterföhring, in Grünwald und in Haar liefert die Klüh Catering GmbH Frühstück, Mittag- und Abendessen.

Das Unternehmen ist im Auftrag des Landkreises tätig und bekam nach einer Ausschreibung den Zuschlag. Diese Firma ist eine der ganz großen im bundesweiten Catering-Geschäft. 40 000 Mitarbeiter zählt man nach Aussage des Münchner Niederlassungsleiters Karl Heinz Mair. Ein relativ neuer, auch beachtlicher Geschäftszweig: die Versorgung von Flüchtlingen.

Was am Dienstagmittag Auslöser für die Auseinandersetzung war, ist schwer nachzuvollziehen. Karl Heinz Mair berichtet von dem "Zwischenfall", bei dem Mitarbeiter von jungen Bewohnern der Haarer Halle angegangen worden seien, nachdem diese gegessen gehabt hätten. Einem Mitarbeiter sei mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen worden. Es gab "große Hähnchenkeulen", wie Karl Heinz Mair betont, mit Gemüsereis und Paprikasoße. Hat es nun nicht geschmeckt, oder war es schlicht zu wenig Essen? Den Grund für die Ohrfeige, sagt Mair, habe ihm der Mitarbeiter "im Detail nicht sagen" können.

Die Flüchtlinge können sich Nachschlag holen - das Landratsamt zahlt es

Jedenfalls sei mit dem Landratsamt vereinbart, dass die Flüchtlinge jederzeit einen Nachschlag bei der Sättigungsbeilage bekommen könnten. Dies bekomme man als Caterer extra vergütet, weshalb kein Interesse bestehe, die Leute kurz zu halten. Es sei auch Essen am Dienstag in Haar übrig geblieben. Klar sei aber: Es gebe nicht Hähnchenkeule ohne Ende. Schweinefleisch übrigens, werde nicht geliefert.

Bürgermeisterin Müller jedenfalls zeigte am Dienstagabend Verständnis für die Nöte der Flüchtlinge. Sie hätten schnell gelernt, dass man in einer Demokratie für sein Recht demonstrieren könne. Gutes und ausreichendes Essen müsse eine Selbstverständlichkeit sein. Das Landratsamt versicherte, Nachrichten über Mängel werde nachgegangen. Klagen würden an die Caterer gemeldet. Schon bei der Versorgung der Flüchtlinge in der VHS-Turnhalle in Haar hatte es Proteste gegeben, dass zu wenig Essen geliefert worden sei. Probleme gab es zudem in der Vergangenheit im Ramadan. Nicht alle fanden es in Ordnung, dass erst in den Abendstunden Essen geliefert wurde.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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