Haar:Unsicherheitsfaktor Bahn

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde Haar treibt den Bahnhofsumbau voran. Doch dabei ist sie auf die Kooperation des Unternehmens angewiesen

Von Bernhard Lohr, Haar

Auch das Wort des Ministers bewirkt keine Wunder. Zumal dann nicht, wenn es sich an die Deutsche Bahn richtet, könnten Kritiker des Staatskonzerns sagen. Jedenfalls hat das Verkehrsunternehmen, anders als zugesagt und von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bei seinem Besuch am Haarer Bahnhof mit einer kurzen Bemerkung eingefordert, zum zugesagten Termin keine Stellungnahme zu den Ausbauplänen des Nordzugangs zu den Bahnsteigen abgegeben. Innerhalb der 29. Kalenderwoche war diese angekündigt worden. Dass auch in der 30. Kalenderwoche keine Stellungnahme der Bahn vorlag, hinderte den Gemeinderat aber nicht, einstimmig die Genehmigungsplanung für den sehnlich erwarteten barrierefreien Umbau mit einer Rampe anzunehmen.

Im Frühjahr soll gebaut werden. Allerdings lässt die Unzuverlässigkeit der Bahn auch wieder die Sorgen wachsen, dass es auch mit der Bauzeitenfreigabe im Frühjahr noch einmal wacklig werden könnte. Auch da ist die Gemeinde auf das Unternehmen angewiesen, weil in den Bahnbetrieb eingegriffen werden muss. Sollte die in Aussicht stehende Gelegenheit nicht genutzt werden können, könnte sich das Vorhaben über das Frühjahr 2017 hinaus weiter verzögern. Der ebenfalls anvisierte Umbau des Südzugangs könnte im übrigen laut Gemeinde bereits im Herbst 2016 beginnen. Dort soll die Treppe künftig direkt zum Bahnhofsplatz hochführen.

Was den kostspieligen Umbau im Norden angeht, hat sich der Gemeinderat zuletzt zusammengerauft und, was dieses Bahnprojekt angeht, die Reihen geschlossen. Sogar Antonius van Lier (FWG), der zuletzt kritisiert hatte, dass die Kostenberechnung des Büros Goergens & Miklautz für das Projekt nach den letzten Angaben noch einmal um 450 000 Euro auf 2,2 Millionen Euro nach oben gegangen war, lenkte ein. Gert F. Goergens hatte schon im Bauausschuss einen Teil der Ausgaben unter Verweis auf die Inflation begründet, auf zusätzliche Forderungen der Deutschen Bahn und darauf, dass zum Zeitpunkt der Kostenschätzung nicht alles habe vorgesagt werden können: so zum Beispiel die Kosten für Beleuchtung der Wege und der Wegeführung.

In der Zwischenzeit wurden bei einem interfraktionellen Treffen mit einem Planer noch 125 000 Euro an Einsparpotenzial ausgemacht. An einer Forderung hielt van Lier freilich fest: Planer sollten sich nicht damit begnügen, Kostenangaben für die Jetztzeit, also zum Zeitpunkt ihrer Planung zu treffen; diese sollten vielmehr den Zeitfaktor bis zur möglichen Umsetzung, also deshalb zu erwartende Steigerungen, berücksichtigen.

Ein ungewöhnliches Bündnis tat sich in der Frage auf, ob auf der Nordseite des Bahnhofs Stromleitungen für später zu installierende E-Bike-Ladestationen vorsorglich verlegt werden sollen. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) hat der Gemeinde mangels Bedarf abgeraten, solche Ladestationen zu schaffen. Bauamtschef Josef Schartel empfahl auch, solche E-Bike-Stationen zu einem späteren Zeitpunkt am Eglfinger Weg einzuplanen. In einem neuen Parkhaus am Bahnhof könnten auch welche entstehen.

Dennoch: Die Grünen pochten darauf, wenigstens Kabel zu verlegen. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) war dagegen. Sie befand, dass doch in der Regel keiner mit dem teuren E-Bike zum Bahnhof fahre. Dafür sei die Gefahr zu groß, dass das gestohlen oder ramponiert werde. Doch Müller verlor die Abstimmung - gemeinsam mit der gesammelten CSU. Eine "ganz seltene" Konstellation, wie Bürgermeisterin Müller fand.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: