Haar:SPD-Gemeinderat tritt im Zorn ab

Cherin Sakkal begründet seinen Rückzug nach 25 Jahren mit einer persönlichen Radikalisierung - und einer hohen Steuerforderung.

Von Bernhard Lohr, Haar

SPD-Gemeinderat Cherin Sakkal zieht sich nach 25 Jahren aus dem Haarer Gemeinderat zurück. Er hat aus persönlichen und beruflichen Gründen beantragt, ihn von seinem Ehrenamt zu entbinden. Sakkal zeigt sich abgesehen davon tief frustriert von den politischen Verhältnisse im Bund und in Europa. In einer Erklärung mit der Überschrift "Ein Staatsbürger quittiert den Dienst" beklagt er eine wachsende soziale Ungleichheit infolge der Finanzkrise und beschreibt einen Prozess der persönlichen politischen Radikalisierung.

Er habe lange an eine gerechte, lebendige Demokratie geglaubt und sich ehrenamtlich auch als Sportfunktionär und Jugendtrainer engagiert. Die Thesen von radikal Linken und von Rechten habe er lange zurückgewiesen. Mittlerweile wisse er jedoch, dass die "ungeduldig Zornigen im Recht waren". Sakkal kritisiert Untätigkeit gegen grassierende Steuerflucht von Konzernen, auch auf Seiten der SPD. Einen Austritt aus der SPD erwäge er noch nicht, sagt er. Für das Engagement als Gemeinderat fehle ihm aber mittlerweile die notwendige "Motivation und Energie".

Sakkal, der als Rechtsanwalt arbeitet, bekennt, dass eine hohe Steuerforderung des Finanzamts ihn dazu zwinge, beruflich Prioritäten zu setzen. Im Haarer Gemeinderat steht der Rückzug Sakkals am kommenden Dienstag auf der Tagesordnung.

© SZ vom 20.07.2017 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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