Haar:Schritt für Schritt zum Campus

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Bevor die künftige FOS/BOS in Haar um eine Realschule erweitert wird, soll eine neue Straße nach Trudering gebaut werden

Von Bernhard Lohr, Haar

Landrat Christoph Göbel (CSU) und Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) haben ihr Treffen am Montag für einen Befreiungsschlag genutzt. Sie vereinbarten, trotz der kritischen Expertise eines Verkehrsgutachtens in vollem Umfang an den Plänen für einen Schulcampus in Gronsdorf festzuhalten. Allerdings wird das Projekt zeitlich gestreckt. Vor dem Bau einer Realschule soll eine neue Straßenverbindung nördlich der Bahn zwischen Trudering und Eglfing-Haar geschaffen werden, um den Campus im Endausbau dann mit Realschule erschließen zu können. In einem ersten Bauabschnitt soll der Landkreis auf eigene Kosten die Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) samt Frei- und Sportflächen sowie Mensa für den gesamten Campus errichten.

Bereits kurzfristig soll geklärt werden, ob für den Übergang in einem Gewerbebau an der Hans-Pinsel-Straße bereits zum Herbst 2018 die FOS/BOS ihren Betrieb aufnehmen kann. Damit wäre etwas Druck rausgenommen. Denn bisher war geplant, den FOS/BOS-Betrieb in einem aus Containern aufgebauten Gebäude am künftigen Campusgelände, direkt auf der Bahnhofnordseite in Gronsdorf aufzunehmen. Doch das Grundstück ist bisher nicht erschlossen. Auch sonst steht dem Landkreis und der Gemeinde noch viel Arbeit bevor, bis der Schulcampus Wirklichkeit ist. Insbesondere sind in Haar intensive Diskussionen über den Straßenbau zu erwarten.

Die Nordtangente, ohne die es keine Realschule in Gronsdorf geben wird, steht nun auf der Agenda. Göbel und Müller gehen davon aus, dass der seit Jahrzehnten diskutierte Durchstich am Rappenweg auf Münchner Flur mittlerweile möglich ist. Dann könnte die Nordtangente, die von der Schwablhofstraße in Trudering bis zur Richard-Reitzner-Allee in Haar-Eglfing verlaufen soll, gebaut werden. Oberbürgermeister Dieter Reiter unterstütze dieses Vorhaben "uneingeschränkt", lässt sich Göbel zitieren.

Ohne diese Straße sähe das Verkehrgutachten, das die Gemeinde nach zuletzt gestiegenen Schülerzahlen eingefordert hat, bei einer FOS/BOS, einer Pflegeschule und einer Realschule mit insgesamt 1750 Schülern auf dem Campus "erhebliche Probleme" bei dem Abbiegeverkehr von der Wasserburger Landstraße in die Bahnstraße in Trudering. Diese Probleme würden sich "in die umliegenden Wohnstraßen ausbreiten", heißt es weiter, und zu "Verlusten von Verkehrssicherheit" führen. Ohne die 650 für die Realschule angesetzten Schüler wäre das Straßennetz noch ausreichend, heißt es. Deshalb nun das Vorgehen in zwei Schritten.

Dabei hat der Kreistag für den Aufbau der FOS/BOS mit erwarteten 1200 Schülern bereits die notwendigen Beschlüsse gefasst. Rasch soll alles gehen, um den Ausbildungszweig "Gesundheit", den man in Haar wegen des Isar-Amper-Klinikums München-Ost wünscht, zugewiesen zu bekommen. Der Bau der Pflegeschule mit 150 Schülern wird befürwortet.

Als nächstes soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, in der geklärt wird, welche Grundstücke benötigt werden. Auch soll diese Grundlagen für einen Architektenwettbewerb liefern. Den ersten Bauabschnitt soll finanziell und planerisch der Landkreis abwickeln. Erst mit dem zweiten käme die Gemeinde ins Spiel, wobei zu klären ist, wer als Träger der Realschule in Frage kommt. Dabei favorisieren Göbel und Müller, die Realschule in den bestehenden Zweckverband des Ernst-Mach-Gymnasiums in Haar aufzunehmen. Die Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Vaterstetten, der hinter der dortigen Realschule steht, die bisher die meisten Realschüler aus Haar besuchen, könnte dann aufgekündigt werden. Für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit spreche nicht viel, heißt es von Göbel und Müller unisono. Der Landkreis München und die Gemeinde Haar setzen zudem darauf, dass sie beim Ausscheiden aus dem Vaterstettener Zweckverband Geld zurückerstattet bekommen. Die Summen sollten dann in die Haarer Realschule fließen.

Bürgermeisterin Müller zeigte sich am Dienstag zufrieden mit der Vereinbarung, die die gewünschte Klarheit schaffe. "Sie erleben mich glücklich", sagte Müller. Allerdings erwartet sie schwierige Prozesse, vor allem was den Bau der Nordtangente angeht, mit der ortsplanerisch die Karten völlig neu gemischt würden. In Haar müsse eine Debatte anlaufen, wie man den Verkehr lenken könne. Bereits jetzt sei die Keferloher Straße etwa an der Belastungsgrenze, sagte Müller. Die Verkehrssituation in Eglfing müsse "sehr sorgfältig betrachtet" werden. Mit Planungen oder Grundstücksverhandlungen, die noch zu führen wären, will Müller aber nicht vorpreschen. Zunächst müsse der Münchner Stadtrat die Voraussetzung für den Straßenbau am Rappenweg schaffen.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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