Haar:Gemeinde peilt Bahnhofsumbau im Frühjahr an

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Noch ist der Nordzugang zu den Bahnsteigen in Haar alles andere als einladend: Er soll gravierend umgestaltet werden. (Foto: Goergens & Miklautz)

Bürgermeisterin Gabriele Müller setzt auf Zusagen des Bundesverkehrsministers. Neue Rampe und Fahrradstellplätze sollen geschaffen werden

Von Bernhard Lohr, Haar

Er kam wie gerufen. Eigentlich sollte Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) gar nicht wissen, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt den Haarer Bahnhof besuchen würde. Doch als sie von der CSU-Aktion erfuhr, nutzte sie die Chance und schlug einen Pflock ein, der für die Gemeinde noch Bedeutung erlangen kann. Denn Dobrindt schrieb bei dem Ortstermin den anwesenden Bahn-Vertretern auf Müllers Drängen hin ins Stammbuch, eine im Frühjahr 2017 in Aussicht stehende Sperrzeit auf der Bahnstrecke München-Rosenheim auf jeden Fall für die Gemeinde frei zu halten. Damit steht und fällt das Projekt. Nur mit Sperrzeit kann die Gemeinde die geplante Rampe bauen und auf der Nordseite einen barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen schaffen.

Die Pläne dafür sind mittlerweile weit gediehen. Der Bauausschuss des Gemeinderats billigte dieser Tage die Genehmigungsplanung für diesen 2,2 Millionen Euro teuren Umbau am Bahnhof, den die Gemeinde aus eigenem Antrieb und auf eigene Kosten seit Jahren verfolgt. Bereits 2008 setzte sich das Büro Goergens & Miklautz bei einem Architektenwettbewerb durch, seitdem ist weitgehend klar, wie das aussehen soll, und seitdem wird daran gearbeitet. Als Architekt Gert F. Goergens nun den letzten Stand der Planungen erläuterte, musste er sich wegen der seit einer Schätzung im Jahr 2011 um etwa 25 Prozent gestiegenen Kosten rechtfertigen. Antonius van Lier (FWG) bekannte, dies zu akzeptieren sei für ihn "Riesen-Problem".

Glücklich war über die Kosten keiner. Und doch ließen sich alle außer van Lier, der alleine die Genehmigungsplanung ablehnte, überzeugen, dass durch zeitliche Verzögerung, durch immer wieder neue Forderungen der Deutschen Bahn und durch erst spät gewonnene Erkenntnisse solche Kostensteigerungen möglich sind. Bürgermeisterin Müller mahnte deshalb auch, jetzt wirklich aufs Tempo zu drücken und die Chance für einen Bau im Frühjahr 2017 zu nutzen. Ansonsten könne man gleich wieder Mehrkosten einkalkulieren.

Was alles dranhängt, wenn in Bereich einer Bahnanlage gebaut wird, zeigte der Bericht von Goergens im Bauausschuss, der sich in technischen Fragen von einem Ingenieur des Büros Lahmeyer International beraten ließ. So kann in Gleisnähe nur gebaut werden, wenn auch in den Fahrplan eingegriffen wird. Deshalb ist die Sperrzeit wichtig. Außerdem müssen Strom- und Fernmeldekabel aufwendig verlegt und Stützmauern so verankert werden, dass nicht in die Bahnanlage selbst eingegriffen wird. Ein unbedeutender, aber bezeichnender Vorgang ist, dass mit der Deutschen Bahn noch zu klären ist, dass von sechs Werbeflächen an der Bahnhof-Nordseite nur fünf erhalten bleiben können. Die Gespräche seien gar nicht so einfach, hieß es.

Die große Linie aber steht. So soll der Bahnhof auf der Nordseite nicht nur barrierefrei, sondern auch deutlich attraktiver werden und Pendlern mehr Komfort bieten. Das Chaos bei den Fahrradstellplätzen soll ein Ende finden. Mit 240 Stellplätzen werden dort 57 mehr geschaffen als bisher. Nach Einschätzung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) reicht das freilich nicht aus. Derzeit existierten, die Südseite des Bahnhofs inbegriffen, in Haar 439 Fahrradstellplätze. Der Bedarf liege bei 550 bis 600 Fahrräder und werde in Zukunft bei bis zu 700 gesehen, heißt es vom MVV. Dennoch wollte kein Gemeinderat an der Planung nachbessern. Es müsse jetzt darum gehen, das vorliegende umzusetzen, sagte Müller. Mehr Fahrradstellplätze und auch ein Plus bei den ebenfalls knapp bemessenen Kfz-Parkplätzen könne später in einer Art weiteren Bauabschnitt kommen, wenn ein Parkhaus auf der Nordseite der Bahn, direkt an der Westseite des Bahnsteigzugangs, errichtet werde. Die Gemeinde habe, sagte Bürgermeisterin Müller, das Grundstück erworben.

Das Umweltamt im Rathaus hätte freilich gerne noch mehr: Ein Fahrradparkhaus wäre nach Vorstellung von Amtsleiter Michael von Ferrari wünschenswert und eine Fahrradstation samt Fahrradverleih und Reparaturservice. Wenig Bedarf sehen im übrigen der MVV und die Gemeinde Haar an Elektro-Ladestationen für Räder und Autos. Die Anschlüsse für eine Fotovoltaikanlage werden auf dem Dach der Fahrradabstellanlage geschaffen. Ob die Solarzellen installiert werden, hängt von einer rentablen Stromnutzung ab. Wichtig wäre aus Sicht des Umweltamts noch eine öffentliche Toilette.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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