Haar:Frage des Charakters

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Haar begrenzt in Gronsdorf die weitere Verdichtung

Von Bernhard Lohr, Haar

Im nahen Trudering schauen die Kommunalpolitiker immer wieder mal neidisch über die Stadtgrenze nach Haar. Diesmaliger Anlass hierfür ist, dass das Rathaus entschieden gegen eine Entwicklung vorgeht, die im Großraum München an vielen Orten als Übel gesehen wird: Die locker bebauten, früheren Gartenstädte verändern ihren Charakter. Das Grün verschwindet, weil anstelle von kleinen Häuschen auf großen Grundstücken baulich kräftig nachverdichtet wird. Haar hat im vergangenen Jahr einen Bauantrag in Gronsdorf, der vielen Gemeinderäten als überzogen galt, zum Anlass genommen, um in einem Teilbereich des Ortsteils einen Bebauungsplan aufzustellen, der klare Obergrenzen setzt, was gebaut werden darf.

Bezirksausschussmitglied Georg Kronawitter (CSU) sieht darin einen vorbildlichen Schritt, um den Charakter eines Wohngebiets zu erhalten. Die Entwicklung ist in Trudering nicht anders als in Gronsdorf. Der vorliegende Bebauungsplan für den Haarer Ortsteil sei ein Musterbeispiel, wie man Auswüchse verhindern könne. Noch ist der Bebauungsplan nicht rechtskräftig. Die frühzeitige Auslegung, bei der Bürgern die Gelegenheit gegeben wird, sich ein erstes Bild von dem Regelwerk zu machen, lief bis Ende August. Die offizielle Auslegung steht noch an. Dann können noch Einwände vorgebracht werden.

Seit Jahren verfolgt die Gemeinde Haar das Ziel, den dörflichen Charakter der kleinen Ortsteile wie Ottendichl, Salmdorf und Gronsdorf zu bewahren. Es soll keinen Siedlungsbrei geben. Im konkreten Fall ist das gegen die Wünsche von Bauträgern und auch Unternehmern, die sich ansiedeln wollen, nicht immer einfach durchzusetzen. Die Haarer Ortsteile haben seit dem Wegzug des Flughafens Riem enorm an Attraktivität gewonnen. In unmittelbarer Nähe zur Stadt München haben sich bis heute dörfliche Strukturen erhalten. Und die sollen auch auf Dauer konserviert werden; auch wenn am Bahnhof in Gronsdorf bis zum Jahr 2018 auf einem knapp einem Hektar großen Areal an der Herzogstandstraße ein größeres Wohnbauprojekt umgesetzt wird. An die 80 Wohnungen und acht Reihenhäuser sind geplant.

In dem einige 100 Meter weiter gelegenen Gronsdorf-Kolonie sollen jedenfalls "städtebauliche Fehlentwicklungen" vermieden werden, wie es in der Begründung des Bebauungsplans heißt. Die städtebaulichen Konzeption, das Ortsbild und die "Gartenstadtcharakteristik" solle in dem 7,8 Hektar großen Gebiet erhalten bleiben. Konkret soll vorgeschrieben werden, dass in einem Teilbereich nordwestlich der Watzmannstraße, der bis an die Münchner Stadtgrenze heranreicht, nur Gebäude mit zwei Geschossen erlaubt werden, wobei oben drauf entweder ein als Wohnraum nutzbares Satteldach gesetzt werden kann, oder ein drittes, etwas zurückgesetztes drittes Geschoss mit Flachdach.

Die Geschossflächenzahl (GFZ) ist bei ersterem auf 0,45 und bei zweitem auf 0,55 begrenzt. Die GFZ beschreibt das Verhältnis der Geschossfläche zur Grundstücksfläche. Bei einem 500 Quadratmeter großen Grundstück wären 225 bis 275 Quadratmeter Geschossfläche möglich. Maximal 23 Prozent des Grundstücks dürften bebaut werden; sofern der Bebauungsplan rechtskräftig wird.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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