Als im Jahr 2012 langsam klar wurde, dass die Finanz Informatik GmbH, ein Unternehmen der Sparkassengruppe, als großer IT-Dienstleister der Sparkassen in Haar seine Zelte abbrechen würde, war das Entsetzen groß. Hunderte Mitarbeiter standen vor einer ungewissen Zukunft und die Gemeinde Haar stand vor den Scherben ihres großen Projekts, im neuen Ortsteil in Eglfing ein modernes, belebtes Quartier mit hochwertigen Unternehmen zu schaffen.
Bis Anfang 2014 baute dann die Finanz Informatik das Unternehmen um und bündelte die Aktivitäten an drei Standorten in Frankfurt, Münster und Hannover. Mittlerweile tut sich auch in Eglfing wieder etwas. Und auch das große Feld der Bankdienstleistungen wird noch beackert.
Kürzlich blickten die Vorstände der Kreissparkasse München, Starnberg, Ebersberg in einem Pressegespräch auf die Entwicklung der Bank im vergangenen Geschäftsjahr zurück. Angesichts der Zinsentwicklung und der dadurch schwierigen Geschäftslage war die Stimmung eher gedämpft. Freilich hellte sie sich bei Vorstand Josef Bittscheidt deutlich auf, als er zu seinem Smartphone griff und erläuterte, wie er seiner Tochter mittlerweile mit Hilfe einer neuen Banking-App unkompliziert Geld zuweisen kann. 26 000 Nutzer ihrer Apps zählt die Kreissparkasse mittlerweile, was 2016 einen Anstieg um 29 Prozent bedeutet.
Der Handy-zu-Handy-Bezahldienst "Kwitt", die Foto-Überweisung und die Apps "Sparkasse" und "Sparkasse+" sind in Zeiten, in denen die Kreissparkasse ihr Filialnetz ausdünnt, nicht mehr wegzudenken. Früher wären solche Dienste auch mit Hilfe der Fachleute aus Haar ermöglicht worden. Mittlerweile macht das die Finanz Informatik von ihrer Zentrale aus. 396 Sparkassen, acht Landesbanken, die Deka-Bank werden betreut.
Am alten Standort der Finanz Informatik im weitläufigen Haarer Eight-in-One-Gebäude an der Richard-Reitzner-Allee, das wegen der acht Gebäudeflügel so heißt, ist noch das Tochterunternehmen Finanzinformatik Technologie-Service ansässig, das in einem ähnlichen Gebiet tätig ist und in den vergangenen Jahren an seinem Hauptsitz in Haar an Mitarbeitern zugelegt hat. Wie Unternehmenssprecher Alexander J. Renner sagt, bietet der Technologie-Service als Dienstleister, abgesehen natürlich von den Sparkassen, großen Banken IT-Betriebslösungen an und hat damit mehr und mehr Erfolg.
Unternehmen ist an sechs Standorten präsent
Zu den Kunden zählen große Landesbanken wie die BayernLB, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), und die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), aber auch etwa die Deka-Bank und die Deutsche Kreditbank (DKB). Die Nord-LB kam erst in jüngster Zeit dazu. 1050 Mitarbeiter zählt der Technologie-Service laut Renner mittlerweile, davon etwa die Hälfte in Haar. "Wir sind enorm gewachsen und wir werden das weiter tun."
Den Standort in Haar, fußläufig wenige Minuten vom Bahnhof entfernt, der auf der Nordseite jetzt auch noch attraktiv gestaltet wird, sei ein Pluspunkt, sagt Renner. Die Mitarbeiter fühlten sich wohl. Der Umzug von Aschheim nach Haar vor einigen Jahren sei ein Fortschritt gewesen. Das Geschäftsmodell hat nach Renners Überzeugung eine Zukunft, weil sie Banken, die unter Kostendruck und einer zunehmenden Regulierung litten, Komplettpakete bei der IT anbiete. An sechs Standorten ist das Unternehmen präsent. Außer in Haar auch in Offenbach, Stuttgart, Düsseldorf und Hannover. In Nürnberg ist ein Rechenzentrum angesiedelt.
In Haar bekommen die Mitarbeiter des Unternehmens im Lauf des Jahres noch neue Nachbarn ins Haus. Etwa 200 Mitarbeiter der Beschwerdeeinheit des Europäischen Patentamts werden dort den freien Teil des Gebäudekomplexes an der Richard-Reitzner-Allee beziehen. Insgesamt übernimmt das Patentamt 11 000 Quadratmeter Bürofläche. Vermieter ist die Versicherungskammer Bayern, ein Kunde der Finanzinformatik Technologie-Service.