Haar:Der Kunstfunktionär soll's richten

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Klaus von Gaffron kuratiert den Wettbewerb für die Haarer Bahnhofsunterführung

Mit Klaus von Gaffron hätte die Gemeinde Haar jetzt eigentlich jemanden an der Hand, mit dem sich etwas Ausgefallenes, Visionäres und vielleicht sogar Provokantes entwickeln ließe. Der Münchner Künstler hat es vor allem in den Anfangsjahren seiner Karriere geliebt, anzuecken und den Mief in der Münchner Kulturszene anzuprangern. Alleine schon mit seinem Aussehen mit langem, grauen Bart und seinem breitkrempigen Hut demonstrierte er stets, was er von Konventionen hält. Viele seien heute normiert, sagt er, es fehle an kreativer Reibung, in der Mode, im Beruf und im Umgang miteinander.

Nun soll Gaffron, der 1978 die Akademie der Kunst in München verließ, und sich mit Fotokunst einen Namen machte, als Kurator den Kunstwettbewerb begleiten, den die Gemeinde Haar für die Gestaltung des Bahnsteigzugangs ausloben will. Und anecken ist das letzte, was die Gemeinde damit will. Die besondere Herausforderung ist dabei ja gerade, dass künstlerische Freiheit auf rigide Vorgaben stößt. Denn es soll auf Grundlage eines Musterkatalogs der Deutschen Bahn genaue Vorgaben geben, was für Materialien, Lichtelemente und Farben die Künstler verwenden dürfen. Schließlich soll es umsetzbar sein.

Denn die Gemeinde hat mit ihren bisherigen Versuchen, einen künstlerischen Akzent in dem Durchgang zu den Bahnsteigen zu setzen, Schiffbruch erlitten. Die Haarer Künstlerin Gabriele von Ende-Pichler sollte mit hell leuchtenden Glaselementen und verspiegelter Decke einen wohl in Deutschland so einzigartigen Bahnsteigzugang schaffen. Die Deutsche Bahn freilich legte ihr Veto ein und pochte auf Standards, die einzuhalten seien.

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sprach deshalb kürzlich im Bauausschuss des Gemeinderats von einem notgedrungen "beschränkten künstlerischen Wettbewerb", den man ausrichten werde. Dennoch sollte versucht werden, Qualität zu erreichen. Mike Seckinger (Grüne) sagte, es sollte versucht werden, "das Maximale an künstlerischer Gestaltung zu erreichen, was überhaupt möglich ist". Die Verwaltung bereitet den Wettbewerb vor, der möglichst bald starten soll. Die vorbereitenden Arbeiten, um die Wände in der Unterführung für Künstler zur Bearbeitung fertig zu machen, sollen bereits im Zuge der Umbauten am Treppenaufgang auf der Südseite geschehen. Dietrich Keymer (CSU) appellierte noch einmal an die Verwaltung, alles genau mit der Deutschen Bahn abzustimmen, um nicht wieder eine unangenehme Überraschung zu erleben.

Klaus von Gaffron, der Kurator des Wettbewerbs, ist freilich nicht mehr der junge Wilde von früher und bezeichnet sich heute sogar als "Kunstfunktionär". Er ist Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler München und Oberbayern und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Mit Kunst am Bau kennt er sich aus. Er hat sich an Wettbewerben in München, Freising und Rosenheim beteiligt und Fotokunst am Haarer Gymnasium umgesetzt. Das letzte Wort, wenn es um die Gestaltung der Wände in der Unterführung geht, - auf die Feststellung legt man im Rathaus wert - hat der Gemeinderat.

© SZ vom 09.02.2016 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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