Haar:Der Bauhof macht Verluste

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Die Gemeinde sucht Wege, das Defizit von 389 000 Euro zu reduzieren

Von Bernhard Lohr, Haar

Sie pflanzen Bäume, halten im Winter die Straßen schneefrei und helfen Vereinen, wenn es ein größeres Fest auszurichten gilt. Die Mitarbeiter des Bauhofs mag sich in Haar keiner wegdenken. Das gilt nicht nur dann, wenn ein besonderes Ereignis ansteht, wie etwa das Kulturfestival des Bezirks im Sommer 2017, als eine Woche lang an vielen Orten in der Gemeinde zupackende Hände gebraucht wurden. Doch wie in vielen Bereichen wird auch dort mittlerweile auf Euro und Cent geschaut. Und der Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung bereitet den Gemeinderäten in Haar nicht nur Freude. An der Frage, wie viel Wirtschaftlichkeit sein soll und muss, scheiden sich die Geister.

Längst wird in Kommunen mit spitzem Stift gerechnet. Wenn eine Leiterin eines gemeindlichen Kindergartens beim Bauhof anruft, weil ein Schloss nicht funktioniert, dann wird die Arbeitsleistung in Rechnung gestellt. Auch wenn es sich um einen gemeindlichen Angestellten handelt, der für eine kommunale Einrichtung tätig wird. Der Stundensatz für den Beschäftigten lag 2016 bei 46 Euro. Wenn er für seine Arbeit einen Kleintransporter einsetzte, kamen elf Euro pro Stunde drauf, und für den Laubbläser noch einmal acht Euro. Wurde ein Auszubildender oder ein Mitarbeiter der Firma Regenbogen Arbeit GmbH geschickt, die Menschen mit psychischer Behinderung oder Langzeitarbeitslose mit sozialen Problemen in Jobs bringt, dann war es entsprechend weniger.

Doch auch wenn der Bauhof nicht umsonst tätig wird, fiel im Vorjahr im Bauhof ein Defizit von 389 000 Euro an. Dabei spielten Abschreibungen und Verzinsungen eine Rolle. Doch genau genommen war auch der Stundensatz zu niedrig kalkuliert. Er hätte um gut neun Euro die Stunde höher liegen müssen: also bei 55,23 Euro. Vor diesem Hintergrund diskutierten die Gemeinderäte jüngst, wie viel man denn verlangen könne für den Einsatz der eigenen Leute in der Gemeinde. Schließlich greifen die auch Vereinen bei Festen unter die Arme. Und auch die Kita-Leiterin könnte sich fragen, ob sie nicht irgendwoanders günstiger Hilfe bekommt, wenn die Tür klemmt. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) warnte nun im Hauptausschuss des Gemeinderats vor einer rein betriebswirtschaftlichen Sicht auf das Thema.

Pflanzarbeiten, Schneeräumen oder Reparaturen - man könnte alles an externe Firmen vergeben, sagte sie. Doch der Bauhof leiste für die Gemeinde Dinge, die man nicht einfach in Geld aufwiegen könne; etwa wenn Mitarbeiter Vereinen oder der Gemeinde bei der Ausrichtung von Festen zur Seite stünden. Mit einem zu hohen Stundensatz würde gemeindliches Leben abgewürgt, befürchtete Müller. Vereine müssten dann von der Gemeinde wieder mit Zuschüssen gestürzt werden. Die Rathausverwaltung schlug deshalb auch vor, statt der nach einer Vorkalkulation für 2018 eigentlich notwendigen 53,27 nur 48 Euro als Stundensatz für einen Bauhofmitarbeiter anzusetzen.

Der Bauhof leiste gute Arbeit, sagte Müller, was beispielsweise zu sehen sei, wenn am Tag nach der Silvester-Knallerei schnell der Müll wieder weggeräumt sei. Die Leute vom Bauhof schauten auf die Kommune. "Wir haben ein Erscheinungsbild, mit dem ich weitestgehend zufrieden bin." Das stellte Thomas Reichel (CSU) nicht infrage. Doch er sähe schon gerne mehr betriebswirtschaftliches Denken am Bauhof, sagte er. Wenn man den notwendigen Stundensatz für 2018 errechne, dann solle man den auch zur Grundlage der Arbeit machen, sagte er. Als im Gemeinderat darüber abgestimmt wurde, folgte ihm bis auf Werner Pfanzelt und Stefan Dümig die CSU-Fraktion. Die Mehrheit nahm die Rathaus-Vorlage an.

Nun sollen intern am Bauhof noch Anstrengungen unternommen werden, um den Betrieb zu straffen. Ein offen angesprochenes Problem sind die hohen Ausfallzeiten von Mitarbeitern, was auch dem relativ hohen Durchschnittsalter der Belegschaft zugeschrieben wird.

Der Haarer Bauhofchef Jörg Waskönig erläuterte im Ausschuss, wie über Fortbildung versucht werde zu erreichen, die Beschäftigten flexibler einzusetzen. Das fördere die Motivation, sagte Waskönig. Auch sollen verstärkt sogenannte Werker am Gemeinde-Bauhof angestellt werden, also Menschen mit Einschränkungen, die vor allem einfache Arbeiten übernehmen können.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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