Grünwald:Vorgeschmack auf den Sommer

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Die Mitarbeiter des Burgunderhauses beliefern ihre Kunden mit Lieferwagen von der Tölzer Straße 1 aus. Wie das ab Juni funktionieren soll, wissen sie nicht. (Foto: Angelika Bardehle)

Noch stört die Baustelle auf der Tölzer Straße kaum. Das ändert sich im Juni

Von Claudia Wessel, Grünwald

Eine erste Veränderung wurde schon bemerkt, seit am Montag in Grünwald die Arbeiten zum Ausbau des Fernwärmenetzes und zum Einbau von Entwässerungsschächten an der Tölzer Straße begonnen haben, erstaunlicherweise eine erfreuliche: "Es ist morgens jetzt ruhiger", findet die Mitarbeiterin der Senioren-Tagesresidenz in der Tölzer Straße 1a. "Sonst komme ich kaum über die Straße zum Bäcker." Jetzt sei es leichter. "Vielleicht hat sich schon herumgesprochen, dass es hier die Baustelle gibt", vermutet sie.

Überhaupt ist die Frau guter Dinge, auch wenn sie an die bevorstehende Sperrung einer Fahrspur von Juni bis Dezember denkt. "Wir hatten gestern Besuch von einem Herrn von der Geothermie, der hat uns versichert, dass unsere Senioren weiterhin problemlos hergefahren werden können", sagt sie. Nicht ganz so sicher ist sich da jedoch der Hausverwalter, der gerade draußen am Zaun steht. "Wenn man woanders parken müsste, wäre es ein Problem, die meisten Senioren hier sind ja gehbehindert." Aber noch ist das alles Zukunftsmusik.

Am Montag haben zwar die Bauarbeiten begonnen, doch sie sind noch recht unspektakulär. Eine Baumaschine und ein Lkw sind erst nach einem kleinen Spaziergang vom Marktplatz in Richtung Süden zu finden, sie stehen derzeit genau vor der Polizeiinspektion. Die Wanderbaustelle, die sich im ersten Bauabschnitt langsam bis zur Nebenstraße "An den Römerhügeln" vorarbeiten soll, wird von einer Ampelanlage begleitet. Hier ist also das Fahren in beide Richtungen möglich. Einen Stau hat die Ampel zum Auftakt nicht verursacht, das versichert auch Joachim Weber, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion, der es wie seine Mitarbeiter beobachten konnte. Alles laufe bisher glatt und ruhig.

Wie es allerdings werden soll, wenn vom Juni an eine Fahrspur gesperrt ist und man nur noch ortsauswärts fahren kann, das fragen sich vor allem die Gewerbetreibenden, die an der Tölzer Straße zwischen Marktplatz und "An den Römerhügeln" ihr Geschäft haben, denn nur in diesem Bereich wird gesperrt. Etwa Adam Waldhauser, Inhaber des gleichnamigen Sanitärbetriebs an der Hausnummer 6. Er hat sieben Mitarbeiter, die zu Kunden ausrücken müssen, und erwartet täglich zwei bis drei Lieferanten. Wie das alles funktionieren soll mitten in einer Baustelle ist ihm noch nicht ganz klar, er weiß nur eins: "Ich muss fahren, ich kann ja nicht meinen Laden zumachen." Auch Elmar Ecker, Inhaber des Cateringservice "Burgunderhaus" an der Hausnummer 1 ist etwas mulmig zumute. Der Versicherung auf dem Informationsblatt der Erdwärme traut er nicht ganz. "Unmittelbare Anlieger und Gewerbetreibende werden ihre Grundstücke erreichen können", heißt es da. "Erreichen? Was heißt das? Wir haben acht Autos, die jeden Tag bewegt werden müssen. Unsere Ladetätigkeit muss gewährleistet sein", sagt Ecker. Dass es aufgrund der Baustelle zu Zeitverzögerungen komme, könne er sich nicht leisten. "Wir sind Zeitarbeiter und müssen Termine einhalten. Wir können bei unseren Kunden nicht einfach eine Stunde später auftauchen." Die Zeit der Straßensperrung sei für ihn leider eine Zeit "großer Arbeitsdichte". "Im Juni, Juli und August sind viele Sommerfeste, da können wir bis zu zehn Aufträge pro Tag haben, drei bis vier haben wir auf jeden Fall immer." Der Betrieb in seinem Laden gehe meist um 9 Uhr los, dann müssten 7,5-Tonner zu seinem Grundstück fahren.

"Es wird immer mindestens eine Einfahrt zu jedem Grundstück geben", versichert Stefan Seitz, Geschäftsführer des mit der Bauüberwachung beauftragten Unternehmens Bau-und Qualitätssicherung Seitz. Für die Zeiten, in denen die Einfahrt durch Bauarbeiten versperrt sei, wolle man individuelle Absprachen mit den Anliegern treffen.

Keine Sorgen zu machen braucht sich jedenfalls Ingrid Stark, Angestellte der Friedhofsgärtnerei Hiltner gegenüber der Polizeinspektion. Sie musste zwar am Montagmorgen ziemlichen Lärm ertragen, doch die Arbeit der Gärtner in der jetzt kommenden Pflanzzeit wird nicht beeinträchtigt werden, wie sie schon vermutet hat. "Wir müssen ja Massen von Pflanzen und Erde transportieren". Auch die Befürchtung, der Chef könne aus seinem Wohnort im Süden nicht mehr zur Arbeit kommen, wird nicht eintreffen. Denn im südlichen Teil bleibt die Tölzer Straße immer auf beiden Spuren befahrbar.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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