Grünwald:Stadt-Land-Bahn

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Die Grünwalder Tram fährt schon seit 105 Jahren

Sie ist die einzige Trambahn, die das Stadtgebiet verlässt: die Linie 25 nach Grünwald. Im Jahr 2015 wurde ihr Geburtstag groß mit etwa 2500 Gästen am Derbolfinger Platz gefeiert. Es war allerdings kein runder, sondern der 105.. Den 100. hatte man absichtlich nicht begangen, da zu dieser Zeit das Weiterbestehen des beliebten Verkehrsmittels noch unsicher war. Erst im Januar 2014 konnte dieses langfristig vertraglich gesichert werden. Bei der großen Feier im Oktober 2015 sagte Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) froh: "Die Trambahn ist aus dem Ortsbild nicht mehr wegzudenken." Und das ist inzwischen auch gar nicht mehr nötig.

Sogar eventuelle Kritiker der Bahn - die letzte kommt schon um Mitternacht in Grünwald an, und die erste fährt erst um kurz nach 5 Uhr in die Stadt, sind seit dem 1. Dezember ruhiggestellt. Denn seitdem gibt es als perfekte Ergänzung zur Tram den Nachtbus. Jeder Grünwalder kann nun rund um die Uhr öffentlich nach Hause kommen. Genauso, wie die Grünwalder einst die Trambahn und damit eine gescheite Verbindung zur Stadt erkämpft haben, haben sie nun die nächtliche Lücke geschlossen. Die Grünwalder lassen sich eben so schnell nicht unterkriegen, wenn es um ihre Erreichbarkeit geht.

So war es schon Ende des 19. Jahrhundert, als im Jahr 1897 erstmals von einer Trambahn nach Grünwald die Rede war. Es war ein gewisser Rudolf Rosa, Direktor der Heilmannschen Immobiliengesellschaft, der in diesem Jahr als erster die Idee äußerte. Autonom wie die Grünwalder schon immer waren, fanden sie bereits damals einen eigenen Betreiber für diese Tram. Die Münchner Trambahn AG war jedoch dagegen, sie wollte diese Tram selbst betreiben. Was allerdings aus finanziellen Gründen nichts wurde. 1907 machte Rosa einen neuen Vorstoß und fand genügend Bürger, die die Tram finanziell unterstützen wollten. 1910 wurde die zehn Kilometer lange Gleistrasse vom Münchner Ostfriedhof bis zum Derbolfinger Platz in Grünwald in nur fünf Monaten gebaut. 1982 war die Tram nach Grünwald ernsthaft in Gefahr, wegen sinkender Fahrgastzahlen sollte sie eingestellt werden. Bürgermeister Franz Rieger kämpfte erfolgreich dagegen. Heute fahren etwa 6000 Menschen werktäglich mit der Bahn.

© SZ vom 29.12.2015 / cw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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