Grünwald:Knapp daneben

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Der Anbau für das Grünwalder Gymnasium wird 1,6 Millionen Euro teurer als geschätzt. Projektplaner Schropp findet das "völlig im Rahmen"

Von Ulrike Schuster, Grünwald

Vier Monate sind seit der Kostenschätzung im Juni vergangen, seither hat sich eine Menge getan: Die Erweiterung des Grünwalder Gymnasiums wird 1,6 Millionen Euro teurer, die Kosten steigen von 20,2 auf 21,8 Millionen Euro. Das seien Mehrkosten von acht Prozent, sagt Michael Schropp vom Projektplanungsbüro Drees und Sommer, "völlig im Rahmen".

Tatsächlich bewertet der Gesetzgeber in dieser Phase der Bauplanung, also auf dem Sprung von Schätzung nach Berechnung, zwölf Prozent Abweichung als zulässig.

Projektplaner Schropp erstattete dem Grünwalder Gemeinderat als Bauherren am Dienstag Bericht im Detail. Der wollte wissen, wofür wie viel berechnet wird. Das staatliche Gymnasium ist zwei Jahre nach der Eröffnung schon wieder zu klein, zu viele Schüler, vorzugsweise aus den Gemeinden Grünwald und Straßlach-Dingharting, wollen dort unterrichtet werden. Zurzeit sind das 524 Schüler in 19 Klassen; fast genauso viele sollen in dem geplanten Anbau untergebracht werden, damit das Gymnasium künftig dreizügig geführt werden kann. Im Frühjahr 2017 soll der erste Bagger über den Rasen rollen. Klappt alles nach Plan, soll der neue Trakt im Schuljahr 2018/19 bezogen werden. Zwischen der bestehenden Schulmauer und dem Sportfeld soll ein weiterer lang gezogener Querbau entstehen. Das sind etwa 5000 Quadratmeter Fläche auf zwei Stockwerken, mit insgesamt 22 Räumen, darunter 16 Klassenzimmer, Gruppenräume, Ruheraum und ein Schülercafé. Architektur und Inneneinrichtung entsprechen dem bestehenden Bau: große Fenster, großzügiger, heller Raumschnitt, warme Wände, orangefarbener Fußboden, viel Holz. Die Kinder sollen gern reingehen, der Schultag in der Ganztagsschule dauert. Dieses Bauwerk, ohne Technik und Honorare, kostet allein zehn Millionen Euro. "Durchschnittliche Kosten, nichts Besonderes", sagt Architekt Reichert vom Büro BKS & Partner in München. Mehr als das Doppelte kosten allein die Errichtung der Baugrube, alle technischen Anlagen von der Heizung über die Wasserleitung bis zur Lüftung sowie die Außenanlagen, vom Weg, über den Park bis zum Rasen. Hinzu kommen Möbel und ein bisschen Kunst für die Wohlfühlatmosphäre.

Ein weiterer Posten in der Rechnung heißt "Baunebenkosten", das sind 5,5 Millionen Euro für alles, was nichts mit Ton, Mörtel und Fliese zu tun hat. Davon gehen rund 60 Prozent für Architekten und Ingenieure drauf und ein weiteres Drittel für den Faktor "Rückstellungen für Unvorhergesehenes" in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Eine ganze Menge Geld, dafür dass niemand so recht erklären kann, was das eigentlich bedeutet. Projektplaner Schropp füllt die Leerstelle mit dem Begriff "vielschichtig", beispielsweise Rechtsberatung könnte das sein.

Noch ist kein Anwalt nötig, Gemeinderat Helmut Kraus von den Parteifreien Bürgern Grünwald (PBG) leuchtet die Rechnung von Planer Schropp ein, obwohl er anfangs über das Plus von 1,6 Millionen gestolpert ist. "Die Kosten sind detailliert aufgeschlüsselt", sagt der Architekt. "Die Sache ist transparent, wir wissen ein Stückchen mehr, worauf wir uns einlassen." Überbewerten, dürfe man die Kostenvorlagen ohnehin nicht, nichts sei sicher, nichts endgültig. Die Logik ist einfach: Je reifer die Planung, desto verlässlicher die Zahlen. Was die Gemeinde tatsächlich zahlen muss, wird erst nach der Ausschreibung im nächsten Jahr klar. Dann machen Baufirmen und Handwerker dem Gemeinderat ihr Angebot. "Einfacher und günstiger wäre es gewesen, von Anfang an groß zu bauen", sagt Helmut Kraus, "bloß hatte niemand damit gerechnet, dass das Gymnasium so schnell so gut ankommt."

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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