Grünwald:Farbenzauber der Musik

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Er kam mit Verspätung: Harfinist Xavier de Maistre ist ein alter Bekannter in Grünwald. (Foto: Claus Schunk)

Hochklassig besetztes Konzert mit französischem Schwerpunkt

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Grünwald

Eigentlich war die Platzierung für die drei hochkarätigen Stars dieses Kammermusikabends in Grünwald mit französischem Schwerpunkt schon klar. Aber dann kam doch ein Mitarbeiter der Technik und räumte kurz vor Konzertbeginn auf der Bühne des August-Everding-Saals einen Notenständer beiseite. Da waren es nur noch zwei. Aha, konnte sich der Zuhörer denken. Es geht dann wahrscheinlich mit dem Duo-Stück des Abends los, mit Maurice Ravels Sonate für Violine und Violoncello. Die Erklärung für den geänderten Auftakt zu zweit gab der Cellist Daniel Müller-Schott, bevor er gegenüber von der lettischen Geigerin Baiba Skride Platz nahm. Der Harfen-Kollege erlebte den üblichen Wahnsinn im Landkreis. Er stecke im Stau, deswegen beginne man mit dem Duo.

So sportlich der Abend begann, so beeindruckend gewann er rasch an Tiefe. Dafür steht Ravels Werk, das er 1920 im Andenken an den zwei Jahre zuvor verstorbenen Kollegen Claude Debussy schrieb. Ein mitunter herbes, hermetisches Werk, das gestaltet sein will, um konzertante Wirkung zu entfalten. Mit großer Intensität zelebrierten die Skride und Müller-Schott das über weite Strecken streng kontra-punktische Spiel und zogen souverän Spannungsbögen durch an- und abschwellende Dynamik. Vor allem im langsamen Satz beeindruckte die volle, runde Tongebung der beiden Streicher. Zwei Musiker offenbarten sich da, die viel als Solisten mit großen Orchestern unterwegs sind, aber eben auch ein großes Gespür für den intimen kammermusikalischen Rahmen haben.

Das beeindruckte auch im Zusammenspiel mit dem Harfenisten Xavier de Maistre, mit dem die beiden Streicher als zweiten Programmteil das 1944 entstandene Harfentrio von Jacques Ibert spielten. Ein für die Entstehungszeit ungewöhnlich hell gestimmtes, spielerisches Werk, das Ibert - so war aus dem sehr informativen Programmheft zu erfahren - für seine Harfe spielende Tochter komponierte. Der farbliche Zauber des französischen Modernisten war hier zu bestaunen, interpretiert von drei fantastischen Musikern, die es mühelos verstanden, die auch technisch virtuosen Herausforderungen dem musikalischen Anspruch unterzuordnen.

Erneuter Farbwechsel dann nach der Pause. Der gebürtige Franzose Xavier de Maistre, zum wiederholten Mal im Grünwalder August-Everding-Saal zu Gast, zeigte im Impromptu Des-Dur op. 86 von Gabriel Fauré, wie kraftvoll er einerseits in die Harfe greifen kann, andererseits aber auch, wie filigran er ins Piano zu gehen versteht. Sein Solo mutete an wie große Musik an einer Orgel gespielt und offenbarte, was für ein spannendes Instrument die Harfe ist, die in den Konzertprogrammen als Kammermusikinstrument doch eher selten zu erleben ist.

Den Abschluss des Abends bildete das Trio der französischen Komponistin Henriette Renié. Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben und damit das älteste Werk des Abends, ist dieses viersätzige Werk ganz in der romantischen Tradition gehalten. Manche Motive erinnern an diejenigen, die aus César Francks berühmter Violinsonate geläufig sind. Ein volles Melos, das mit viel Verve für Spannung und Temperament sorgt. Die drei Interpreten griffen dieses ungestüme, romantische Vorwärtsdrängen mit Effet auf und setzen damit einen besonderen Höhepunkt an diesem Konzertabend.

Die Zuhörer im vollbesetzen Saal feierten die Künstler am Ende mit freudigem Beifall. Als Zugabe gab es dann noch einmal den letzten Satz aus dem Trio von Jacques Ibert, das Scherzando con moto.

Am 22. März ist das Quartett Passo Avanti im August-Everding-Saal in Grünwald zu Gast.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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