Grünwald:"Die Physik hat mich reifer gemacht"

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Raymond Mason aus Grünwald mit einer selbst gebauten Pfeife, anhand der er seine Aufgabe zu Schallfrequenzen löste. (Foto: Angelika Bardehle)

Raymond Mason reist als Kapitän des deutschen Teams zum "International Young Physicists Tournament" nach Singapur

Von Sara della Malva, Grünwald

Wenn man Schüler nach ihren Lieblingsfächern fragt, belegt Physik tendenziell meist einen der hinteren Plätze. Ganz anders sieht das bei Raymond Mason aus Grünwald aus. Er liebt die Physik. "Ich mag die klaren, logischen Regeln", sagt der Elftklässler. Er geht auf die Europäische Schule München und hat schon früh seine Leidenschaft für Naturwissenschaften entdeckt. Jetzt vertritt der 16-Jährige Deutschland im "International Young Physicists Tournament", einem jährlich stattfindenden internationalen Wettbewerb für Nachwuchsphysiker.

Nach einem ersten Platz in der Regionalausscheidung zog Raymond Mason zunächst im Team mit zwei weiteren Jugendlichen in den Wettbewerb auf Bundesebene ein. Sowohl Einzel- als auch Teamwertungen entscheiden hier darüber, welche die fünf besten Nachwuchs-Physiker werden und für Deutschland an dem internationalen Wettbewerb teilnehmen dürfen. Aus einem Katalog von 17 physikalischen Problemen durfte sich jeder Teilnehmer ein Problem aussuchen. Dieses galt es dann, über Experimente und Theorie zu ergründen. Jeder Teilnehmer musste eine eigene kleine Forschungsarbeit zu seinem Thema vorbereiten und diese dann an den Wettkampftagen Anfang März seinen Mitstreitern vortragen.

Raymond Mason entschied sich für ein Problem aus dem physikalischen Bereich der Schallfrequenzen. "Ich habe unzählige Prototypen für meine Aufgabe gebaut, um herauszufinden, welche Grundsätze anwendbar sind und welche nicht", sagt Raymond. Über mehrere Monate investierte er drei Stunden täglich in die Vorbereitungen für den Wettbewerb. Er kaufte Bücher und las sich in die Materie ein. Das Niveau der Aufgaben lässt sich im zweiten Semester eines Physik-Studiums verorten.

Außer seiner Neugier war auch Frustration ein steter Begleiter in diesem Lernprozess. "Wenn etwas nicht gelingt, dann kann es schnell passieren, dass man frustriert wird. Doch die Frustration zu überwinden, ist das, was Forschung für mich ausmacht. Die Physik hat mich reifer gemacht", sagt Raymond Mason. Stundenlang habe er experimentiert, sei gescheitert, habe aber nicht aufgegeben, erzählt er.

Und seine Mühe hat sich gelohnt. Raymond hat es in das Team der fünf besten Nachwuchs-Physiker Deutschlands geschafft und wurde sogar zum Teamkapitän gewählt. Nun steht im September der internationale Wettbewerb in Singapur an und Raymond wird mit seinem Team um den Sieg kämpfen. "Ich bin total aufgeregt. Die Vorbereitungen werden jetzt hart, bis September gibt es viel zu tun. Aber ich bin sehr stolz und hoffe, dass wir den Sieg für Deutschland holen können", sagt Raymond.

Der 16-Jährige möchte anderen Jugendlichen zeigen, dass Physik mehr ist, als komische, unverständliche Formeln. "Physik kann einem die Welt erklären. Seit ich mich mehr mit ihr beschäftige, sehe ich die Dinge ganz anders. Zum Beispiel weiß ich jetzt, warum es einen Regenbogen gibt oder wie Töne zustande kommen", sagt Raymond und strahlt. "Es ist spannend, ein Problem ganz alleine zu erkunden, und es ist ein richtiger Schub für das Selbstbewusstsein, wenn man es am Ende sogar löst." Für seine Zukunft kann sich Raymond Mason einen Beruf in der Forschung vorstellen, er will die Wissenschaft auf den Alltag anwenden, sagt er. Jetzt konzentriert er sich aber erst mal auf den Wettkampf in Singapur, bei dem er gegen die junge Physik-Elite aus aller Welt gewinnen will.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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