Grenznah betrachtet:Schlafen in München, frühstücken in Pullach

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Das Pflegeheim "Kursana Domizil Pullach - Haus Georg" steht teils auf Münchner Flur, zwei Gebäude gehören zum Pullacher Ortsgebiet.

Von Claudia Wessel, Pullach

Nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht Stadt, nicht Landkreis: Das Pflegeheim mit dem langen Namen "Kursana Domizil Pullach - Haus Georg" an der Wolfratshauser Straße besteht aus drei Gebäuden. Eines davon steht auf Münchner Flur, zwei davon gehören zum Pullacher Ortsgebiet. Der Müll wird vom Abfallwirtschaftsbetrieb München abgeholt, für das Wasser ist ein Pullacher Kommunalunternehmen zuständig. Gemeldet sind die Bewohner entweder in München oder Pullach. Das bringt es mit sich, dass manche Bewohner Grenzgänger sind. Morgens wachen sie beispielsweise in ihrem Bett in München auf, wenn sie später die circa 20 Meter in den Speisesaal zurücklegen, müssen sie sich nach Pullach aufmachen.

Dass das Pflegeheim genau auf der Gemarkungsgrenze liegt, ist für die Bewohner und vor allem für ihre Angehörigen manchmal aber auch mit erheblichem bürokratischem Aufwand verbunden. Denn Umzüge innerhalb des Hauses, etwa wenn jemand den Pflegebereich wechselt, werden teilweise auch als Umzüge von München nach Pullach oder umgekehrt gewertet.

Wer das Zimmer wechselt, muss sich unter Umständen ummelden

Das Pflegeheim wurde 2001 gebaut, damals war es günstig, die beiden Grundstücke zu verbinden, auf denen heute die jeweiligen Gebäudeteile stehen. Der größere Teil des Heimes gehört zu Pullach. Das Haus informiert seine Bewohner und deren Angehörige vor jedem Einzug, wo diese sich anmelden müssen. Die Bewohner ziehen innerhalb des Hauses auch um, wenn sie sich beispielsweise mit ihren Zimmergenossen nicht verstehen.

Das Prozedere zum Ummelden ist in Pullach schon vereinfacht worden, zudem kooperieren die Standesämter von Pullach und München bereits und haben sich zum Beispiel bei der Beurkundung von Sterbefällen abgestimmt. Diese werden generell in Pullach aufgenommen. Auch über eine Verschiebung der Grenzlinie wurde schon nachgedacht. "Eine Umgemeindung muss dem öffentlichen Wohl dienen und alle müssen einverstanden sein", sagt die Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Wenn die Stadt München ihr Grundstück abgäbe, wäre Pullach bereit, den kleineren Teil des Heims einzugemeinden. Zudem müsste der Landkreis München zustimmen, zu dem Pullach, nicht aber die Landeshauptstadt München gehört. Tausendfreund tendiert freilich dazu, die Problematik mit dem Ummelden anders zu lösen: "Wir schauen, dass wir einen anderen Weg finden. Einen unbürokratischen."

© SZ vom 29.08.2017 / cw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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