Grasbrunn:Ohne Erzieher keine Betreuung

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In den Krippen, Horten und Kindergärten der Gemeinde fehlen 60 Plätze

Der Erziehermangel trifft jetzt auch die Gemeinde Grasbrunn mit voller Härte. Nach Abschluss des zentralen Anmeldeverfahrens steht fest, dass im Herbst 30 Krippenkinder keinen Betreuungsplatz erhalten. Auf den Wartelisten der Kindergärten stehen weitere acht Kinder. Ferner fehlen 22 Hortplätze. "Bisher haben wir von der Erzieherknappheit nur in der Zeitung gelesen, aktuell droht sie auch uns einzuholen", musste Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) am Dienstag im Hauptausschuss des Gemeinderats einräumen.

Die Gemeinde, die fast alle Kindertagesstätten selbst betreibt, hatte über Jahre hinweg den gesetzlichen Betreuungsschlüssel sogar deutlich übererfüllt, also mehr Personal beschäftigt als vorgeschrieben. Auf dem im Großraum München leer gefegten Arbeitsmarkt für Erzieher, Pädagogen und Kinderpfleger tut sich aber auch Grasbrunn immer schwerer, fündig zu werden. Erschwerend hinzu kommt, dass in diesem Jahr mehr als zehn Erzieherinnen in den Einrichtungen schwanger geworden sind.

Für zahlreiche Eltern von Kindern zwischen einem und sechs Jahren bedeutet dies: Die Gemeinde kann ihren Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz heuer nicht erfüllen. Zwar hofft man noch, zumindest im Kindergarten eine Stelle nachbesetzen und damit zusätzlich Kinder aufnehmen zu können, auch öffnet am 3. Juli eine Großtagespflege im Technopark; doch Eltern von Kleinkindern kann das Rathaus momentan nur auf Einrichtungen außerhalb der Gemeinde verweisen. So bietet die Nachbargemeinde Vaterstetten in der Krippe in Weißenfeld derzeit noch zwölf freie Plätze an. Darüber hinaus erwägt man im Rathaus einen Umbau des Obergeschosses im Bürgerhaus Grasbrunn für eine zwölfköpfige Krippe. Etwa 300 000 Euro fielen dafür schätzungsweise an. Für die 20 Kinder, deren Eltern einen Hortplatz benötigen, will man wiederum die Mittagsbetreuung der Schule erweitern.

Thomas Michalka (BfG) warf der Gemeindeverwaltung in der Ausschusssitzung vor, diese reagiere seit Jahren nur auf die Situation. Er vermisse eine "strategische Ausrichtung". Michalka stellte zudem den Fortbestand der kommunalen Kindertagesstätten grundsätzlich infrage und brachte eine Übergabe an private Träger ins Gespräch. Bürgermeister Korneder widersprach: "Wir warten nicht ab, aber es macht auch keinen Sinn, über den Bau neuer Einrichtungen zu reden, wenn wir kein Personal finden." Und was freie Träger betreffe, so hätten diese mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

© SZ vom 22.06.2017 / lb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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