Gräfelfing:Größer, höher, weiter

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Landrat Christoph Göbel setzt auf die Metropolregion gegen den Siedlungsdruck

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Der Papierstapel, den Landrat Christoph Göbel (CSU) unter dem Arm trägt, als er am Dienstagabend ins Gräfelfinger Bürgerhaus zu seinem Vortrag eilt, ist gut zwei Finger dick. Er hätte sogar noch eine Powerpoint-Präsentation anzubieten, seine Verwaltung habe ihn für den Vortrag zum Thema "Wohnen, Leben und Arbeiten rund um die Isarmetropole" bestens ausgestattet, scherzt er.

Göbel ist der Einladung seines CSU-Heimat-Ortsverbands nach Gräfelfing gefolgt und hätte den gut 50 Zuhörern wohl am liebsten zur Begrüßung auf die Schulter geklopft. Vom Rednerpult verteilt er Glückwünsche zum Geburtstag an einen der Zuhörer und als viel später Alt-Landrat Heiner Janik (CSU) leise zur Tür hereinschleicht, unterbricht er seinen Redefluss, um ihn persönlich zu begrüßen und um dann auch gleich weiter zu sprechen, ohne den Faden verloren zu haben. Göbel hat seine zackig-zügige, effiziente Art beibehalten, genauso wie noch vor gut einem Jahr als er als Bürgermeister Gemeinderatssitzungen in Gräfelfing leitete.

Jetzt ist er im Landkreis zu Hause und kennt dessen Qualitäten: Er ist "der schönste Landkreis Deutschlands", der größte Bayerns, eine wirtschaftlich prosperierende Region und immer noch im Wachstum - 40 000 Einwohner mehr sollen es bis 2030 sein. Nichts ist allerdings so schön, dass nicht ein "Aber" folgen könnte. Denn Unternehmen, die wachsen, benötigen Fachkräfte, die wiederum irgendwo wohnen und leben müssen. Doch Wohnen und Leben ist extrem teuer im schönen Landkreis und Wohnungen gibt es obendrein nicht genug. Bleiben die Fachkräfte aus, gehen die Unternehmen weg, ist es dahin mit der Prosperität. Eine einfache Rechenaufgabe.

Die Lösung klingt simpel: Landrat Göbel will den Siedlungsdruck entzerren, er hat die "Metropolregion München", die künftig bis Landshut, Buchloe und Rosenheim reichen soll, vor Augen. Dort lebt es sich preiswerter, von dort müssen die Menschen zu attraktiven Bedingungen an ihren Arbeitsplatz gelangen können und zwar nicht mit dem Auto. Das heißt: Effiziente Anbindungen durch öffentliche Verkehrsmittel müssen her und das alles bei einem einheitlichen, erschwinglichen Tarifsystem.

Göbel kennt sein Thema. Er kann es wie ein Gebet herunterrattern. Gut 45 Minuten benötigt er dafür, alle hören zu, allen schaut er in die Augen. In den dicken Papierstapel hat er nicht einen einzigen Blick geworfen.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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