Garching:Verborgene Naturschätze

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Heideflächenverein betreut 1200 Hektar im Norden Münchens

Für Jörg Ewald ist die Garchinger Heide ein ebenso wichtiges Kulturdenkmal wie der Freisinger Dom. Der stellvertretende Vorsitzende der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, der einen Lehrstuhl für Botanik in Weihenstephan hat, erläutert das anhand der Geschichte. Ewald erinnert bei einem Ausflug in die Heide an die verschiedenen Zeiten, die die Heideflächen geprägt haben, so wie die Romanik, die Gotik und der Barock ihre Spuren am Kirchenbauwerk hinterlassen haben. Angefangen von der Eiszeit, die Alpenpflanzen in die Münchner Schotterebene brachte, über die Steppenphase, die Pflanzen aus der Ukraine und Russland zur Einreise nutzten, bis zur wärmeren Phase, die mediterrane Pflanzen als Einladung verstanden.

In der Heide lassen sich heute noch ganz ungewöhnliche und seltene Pflanzen finden. Die blaue Kugelblume gehört sicherlich dazu oder das Heideröschen und die filzige Flockenblume, eine Verwandte der Kornblume. Auch seltene Tiere haben hier ihr Refugium gefunden, wie die Feldlerche oder die vom Aussterben bedrohte Wechselkröte. Gerade weil es in diesem Rückzugsort noch solche Schätze zu entdecken gibt, ist es für Besucher unerlässlich, bestimmte Regeln einzuhalten. Quer über die Heide zu trampeln, ist den Naturschützern ein Dorn im Auge. Sie setzen auf bepflockte Pfade, aber auch von dort entdecken Besucher viele Besonderheiten.

Was für die noch sehr ursprünglich erhaltene Garchinger Heide in Eching gilt, lässt sich auch auf die anderen Heideflächen, das Mallertshofer Holz und die Fröttmaninger Heide sagen. Von außen betrachtet, empfinden manche die Heideflächen als eher unscheinbar. "Man lernt dieses Gebiet nur kennen, wenn man ins Detail geht", sagt Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann, der derzeitige Vorsitzende des Heideflächenvereins. Dieser Verein, dem die Gemeinden Eching, Neufahrn, Oberschleißheim, die Städte Garching und Unterschleißheim, die Landkreise Freising und München und die Stadt München angehören, hat es 1990 übernommen, die Heide zu gestalten und zu erhalten. Er betreut 1200 Hektar schützenswerte Flächen im Norden Münchens. Christine Joas ist Geschäftsführerin des Vereins. Sie berichtet etwa von dem anstehenden Pflege- und Entwicklungsplan im Mallertshofer Holz, einem Gebiet, das zum nationalen Naturerbe gehört. Dazu gehört ein Plan für die Schafbeweidung genauso wie die Renaturierung auf circa 80 Hektar. Dort soll Heide-Mähgut ausgebracht werden. Im Mallertshofer Holz mit Heiden, das etwa 600 Hektar ausmacht, gibt es noch lichte Kiefernwälder und einen herausragenden Bestand an Schmetterlingen und Heuschrecken.

Und dann ist da noch die Fröttmaninger Heide, das einzige Naturschutzgebiet mit U-Bahn-Anschluss. "Es ist ein sehr strukturreiches Gebiet mit Heide, Wäldern, offenen Kiesflächen und Tümpeln und Leichgewässern für die Wechselkröte." Alle drei Heideflächen könnten, so Joas, einmal verbunden sein durch Magerrasenflächen.

Die Fröttmaninger Heide ist ein Konversionsgebiet, bis 2007 wurde es von der Bundeswehr genutzt, weshalb noch Munition im Boden liegen könnte. "Wir brauchen ein Kampfmittelräumkonzept, und wir brauchen mehr Geld, um das umsetzen zu können", sagt Joas. Außerdem ist die Naherholung so dicht an den Siedlungsgebieten ein großes Thema. Dem kommt der Verein mit dem Heidehaus entgegen, das als Umweltbildungszentrum fungiert und kleinen und großen Besuchern viele Informationen sowie interessante Veranstaltungen bietet. Joas erzählt, dass dieses Haus in nur zwei Jahren vom Verein auf die Beine gestellt wurde. Für die Zukunft wünscht sich die Geschäftsführerin vor allem mehr Personal. Der Verein hätte gerne einen Gebietsbetreuer, der sich mit den Besuchern unterhält, durch die Natur führt, Diskussionsforen veranstaltet und vieles mehr. Joas wird den Antrag im September beim Bayerischen Naturschutzfonds abgeben.

© SZ vom 17.06.2017 / pa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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