Garching:Schwierige Zusammenarbeit mit der Verwaltung

Lesezeit: 2 min

Politische Freunde wie Gegner wünschen sich mehr Führungsstärke vom Bürgermeister

Von Gudrun Passarge, Garching

Dietmar Gruchmann bezwang vor einem Jahr in der Stichwahl mit 56,6 Prozent der Stimmen Amtsinhaberin Hannelore Gabor von der CSU, die nach sechs Jahren im Amt nur 43,4 Prozent erhielt. Der 53 Jahre alte SPD-Politiker hat inzwischen viele Gelegenheiten gehabt, sein neues Amt voll auszukosten. Etwa beim offiziellen Auftakt zur 1100-Jahr-Feier vor 500 geladenen Gästen. Oder bei diversen Redeschlachten in den Sitzungen im Stadtrat, wo die SPD mit Unterstützung der Grünen, der Bürger für Garching und dem FDP-Mann die Mehrheit der Stimmen hat.

Gruchmann ist ein ruhiger Sitzungsleiter, meist auf Ausgleich bedacht. Manchmal jedoch kann es passieren, dass sich die Stadträte an der Verwaltung reiben und beklagen, die Vorgaben des Stadtrats würden nicht umgesetzt. Oder dass die Diskussionen ausfransen, dass detailverliebt über jede Kleinigkeit gestritten wird. Wer Gruchmann beobachtet, sieht einen Mann, dem sein Amt Freude bereitet, einen, der bereit ist, sich als Moderator einzuschalten, wenn verschiedene Meinungen aufeinanderprallen. Nur selten, etwa wenn es um die Unterbringung von Flüchtlingen geht, für die Privatleute ihre eigenen Pläne unabhängig von denen der Stadt verfolgen, sind ihm Emotionen anzumerken. Seine Gesprächsbereitschaft ist in diesem Fall eher gering ausgeprägt. Er wisse ja, was der andere sagen werde, teilt er dann mit.

"Die Sitzungsführung ist nicht stringent", bemängelt deswegen Peter Riedl, Fraktionschef der Unabhängigen Garchinger, der als Zweiter Bürgermeister zu Gabors Zeiten selbst Erfahrungen als Sitzungsleiter gesammelt hat. "Und die Informationen sind generell nicht transparenter als vorher", sagt er zu dem von Gruchmann propagierten Ansatz der Transparenz. "Ich habe den Eindruck, auch seine Stellvertreter sind nicht so gut informiert wie ich es als Zweiter Bürgermeister war." Für die Zukunft wünscht Riedl sich ein Ende der Klausurtagungen, die er schon bei Hannelore Gabor nicht mochte: "Sie sind nicht effizient. Die Entscheidungen müssen im Stadtrat fallen."

So sieht es auch Jürgen Ascherl. Der Fraktionssprecher der CSU vermisst ebenfalls die versprochene Transparenz. Er hatte bereits vor Wochen angekündigt, nicht mehr an Klausurtagungen teilzunehmen. Seine größte Kritik bezieht sich auf die Führung der Verwaltung. Ascherl sagt, er habe den Eindruck, das Amt habe die Persönlichkeit des Bürgermeisters verändert. "Eigentlich sollte der Bürgermeister die Verwaltung steuern und nicht die Verwaltung ihn."

Der Bürgermeister und die Verwaltung, das ist für alle Fraktionen ein Thema. FDP-Einzelkämpfer Bastian Dombret sieht durchaus die Bemühungen Gruchmanns, die Zusammenarbeit mit der Verwaltung zu verbessern, doch diese gestalte "sich hin und wieder noch etwas holprig - insbesondere dann, wenn dem Stadtrat Beschlüsse ohne Entscheidungsalternativen oder ausreichende Vorberatung vorgelegt werden". Positiv wertet Dombret auf jeden Fall, dass Gruchmann sich für eine effiziente Verwaltung einsetze, notfalls auch gegen die Stimmen seiner SPD-Fraktion, wie zuletzt bei der sozialen Staffelung der Kindergartengebühren.

Und selbst Grünen-Sprecher Hans-Peter Adolf, der den Wechsel von Gabor zu Gruchmann als "Garchings Rettung" feiert, merkt als einzige Kritik an, der Bürgermeister werde ein Augenmerk auf die Verwaltung haben müssen, "die manchmal recht eigenmächtig agiert". Ansonsten bezeichnet er den Bürgermeister als jemanden, der Ideen aufgreift, Ausschusssitzungen seien kürzer und effizienter, Anträge würden schneller bearbeitet. Und Vorschläge der Grünen wurden aufgegriffen, wie etwa der, bei der Sanierung der B 471 Flüsterasphalt zu verwenden, den Gruchmann "ohne Zögern umgesetzt" habe.

Sehr ähnlich fällt die Bewertung der SPD-Fraktion aus. Joachim Krause attestiert dem Bürgermeister, er habe "schon sehr viel gelernt" angesichts der Tatsache, dass er ohne viel Vorerfahrung ins Rathaus eingezogen sei. Dietmar Gruchmann könne zuhören und sei bereit, seinen eigenen Standpunkt zu überdenken. "Er lässt sich eben auch überzeugen", das könne mal von der Verwaltung sein, mal von der Fraktion. Und der Zweite Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching) spricht von einer optimalen Verständigung mit dem Bürgermeister. Er sei sehr zufrieden mit dem, was schon alles auf den Weg gebracht worden sei.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: