Der Bart ist ab, und das aus gutem Grund. Jo Feckl, Vorsitzender des Eis- und Stockschützenclubs Garching (EC Garching) hatte versprochen: Wenn das neue Vereinsheim eröffnet wird, rasiert er sich. Am Dienstag war es so weit. Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) durchschnitt das Band vor dem Holzhaus am Garchinger See. Es ersetzt das Vereinsheim der Stockschützen, das am 26. August 2015 fast vollständig abgebrannt war. Gruchmann sah hier die Lebensweisheit bestätigt: "In jeder Tragödie steckt auch eine Chance."
Karl Falter hat diesen Morgen noch in lebhafter Erinnerung, als er wie immer beim Joggen am See unterwegs war. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende der Stockschützen entdeckte den Brand und alarmierte Feuerwehr und Vereinsmitglieder. Aber es war nicht mehr viel zu machen, das Holzhaus brannte ab. Im Stadtrat herrschte laut Gruchmann Einigkeit "dass die Stockschützen ihre Heimat wiederbekommen sollen". Die Stadt beschloss, den Eisstockschützen ein neues Haus hinzustellen. Das sei jedoch keine Selbstverständlichkeit, betonte der Bürgermeister, der auch von anderen Vereinen wie den Anglern oder Türk Sport Garching weiß, dass sie gerne ein neues Vereinsheim hätten. Aber normalerweise gebe die Stadt für Vereinsheime lediglich Zuschüsse, meist um die 25 000 Euro herum. Bei den Stockschützen war die Sache allerdings ein wenig anders: Bereits das abgebrannte Haus hatte die Stadt ihnen gebaut. "Da gab es ein gewisses Gewohnheitsrecht", sagte Gruchmann.
Es gibt nun auch eine öffentliche Toilette
Das städtische Bauamt hat das Haus aus sibirischer Lärche in Eigenregie umgesetzt. Das zeigt laut Gruchmann, "dass die Stadt nicht alles vergeben muss". Gekostet hat das Haus circa 256 000 Euro, ein Teil wurde mit der Versicherungssumme finanziert. Die hohen Kosten liegen auch daran, dass das Haus an den Kanal angeschlossen wurde. Das war Voraussetzung, um zwei öffentliche Toiletten am See zu schaffen, eine davon ist behindertengerecht. "Damit profitiert auch die Öffentlichkeit von eurem Unglück", sagte der Bürgermeister. Die Stockschützen haben ihre eigene Toilette im Haus bekommen, sie verfügen zudem über einen Gesellschaftsraum, eine Küche, die sie sich selbst angeschafft haben, eine Büroecke und einen Geräteraum. Mit dem Ergebnis ist der Vereinsvorsitzende Feckl sehr zufrieden. Im Bairischen gebe es die Redewendung "die haben sich aufbrennt". Die treffe aber in diesem Fall nicht zu: "Wir waren mit dem Zustand vorher auch zufrieden."
Feckl hat die Tage gezählt, vom Brand bis zur Eröffnung des neuen Vereinsheims waren es 607 Tage, eine Zeit, in der die Stockschützen improvisieren mussten. Sie hatten fünf Monate keinen Strom für ihre Flutlichtanlage und mussten zum Training nach Ismaning und Fischerhäuser ausweichen. Dennoch ist ihre Damenmannschaft in die Bezirksoberliga aufgestiegen, genauso wie die Mixed-Mannschaft. Die Herrenmannschaft hat es in die Landesliga geschafft.
Mit dem neuen Haus können sie ihre gesamten Aktivitäten wieder nach Garching verlegen. Doch zwei Dinge sprach Feckl noch an, bei denen "ein bissl der Schuh" drückt. Zum einen sind die Balken, die die Bahn einfassen, zum Teil stark verrottet, sie müssten ersetzt werden. Zum anderen haben die Stockschützen noch einen Traum. Sie hatten früher eine einladende Pergola vor dem Haus, die sie häufig nutzten. Und auch jetzt hätten sie gerne wieder einen überdachten Freisitz, um ein paar Tische aufzustellen. "Das würde der Verein selbst finanzieren und aufstellen", sagte Feckl. Der Bürgermeister sah keinen Grund, warum das nicht möglich sein sollte.