Garching:Angst vor Präzedenzfall

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Proben im selbst hergerichteten Raum: Der Verein "Thea" will in Garching ein Theater für Kinder etablieren. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt würde das neue Theater für Kinder in Garching gerne fördern. Doch die beantragte Anschubfinanzierung von 6000 Euro könnte Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen wecken. Deshalb wird nun ein anderer Weg geprüft.

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Enttäuschung war Heinrich Führmann und Wilfrid Grote ins Gesicht geschrieben. Soeben hatte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) eine Anschubfinanzierung von 6000 Euro für ihren Verein "Thea - Theater für Kinder Garching" abgelehnt. Mit Bedauern zwar, weil ja so ein Theater für Kinder schon ein Alleinstellungsmerkmal für Garching darstelle, aber die Sorge vor Präzedenzfällen war größer. Auf Betreiben der Grünen wurde die Entscheidung im Finanzausschuss jedoch vertagt. Der Ausschuss will zunächst den Vorschlag des Bürgermeisters prüfen lassen, ob der Kulturreferent nicht das neue Stück des Theaters einkaufen könnte "und dadurch Förderung betreibt".

Gruchmann empfahl dem Verein, die normale Förderung pro Mitglied zu beantragen. Die Stadträte schlossen sich mehrheitlich der Argumentation der Verwaltung an, die den Zuschuss in der Vorlage ablehnte und Zurückhaltung anmahnte, mit dem Zusatz "da es in Garching auch viele Vereine gibt, die derartige Projekte bisher aus eigener Kraft stemmen". "Nachvollziehbar", nannte es etwa CSU-Fraktionschef Jürgen Ascherl, "wenn wir hier keine Ausnahme machen". Doch er forderte, die Regularien zur Vereinsförderung genau auszuarbeiten. "Es ist doch relativ subjektiv, wie wir Förderung genehmigen oder nicht", hatte Bastian Dombret (FDP) zuvor festgestellt. Auch Florian Baierl (Unabhängige Garchinger) forderte exakte Kriterien.

Proben im Römerhof. (Foto: Stephan Rumpf)

Den Probenraum hat der Verein selbst hergerichtet

Gegen die Ablehnung des Zuschusses brachten sich einzig die Grünen in Stellung, deren Sprecher Hans-Peter Adolf betonte, sie stünden dem Projekt positiv gegenüber und würden auch den Zuschuss befürworten. Die Idee des Bürgermeisters, Kulturreferent Wolfgang Windisch könnte das neue Stück quasi als Auftragsarbeit einkaufen, nannte er "eine elegante Lösung." Genau das soll nun überprüft werden, bevor über den Zuschuss im Ausschuss erneut abgestimmt wird.

Führmann und Grote sind zwar enttäuscht vom Ausgang der Sitzung vergangenen Donnerstag, doch ihr Blick ist schon wieder nach vorne gerichtet. Die beiden, die nach Aussage von Führmann über mehr als 40 Jahre Theatererfahrung verfügen, lassen sich von ihrem Ziel nicht so leicht abbringen. Führmann war viele Jahre Tonmeister bei den Kammerspielen und Grote Autor am Theater der Jugend in München. Zusammen wollen sie für die Kinder einen Ort der Begegnung schaffen, wo die Fantasie angeregt wird, "und was der Standardüberflutung etwas entgegensetzt".

Als Probenort hat der gemeinnützige Verein von der Stadt einen früheren Lagerraum im Römerhof bekommen, den sie selbst mit der Schaufel und dem Pinsel in der Hand hergerichtet haben. Allerdings fehlt eine Heizung, was die Nutzung im Winter erschwert. Trotzdem, der Römerhof als Standort ist genau der, den Grote sich gewünscht hatte. "Etwa 70 Plätze für die Kinder, das ist ideal. Sie sind ganz nah dran an den Schauspielern und können mit einbezogen werden in die Geschichte."

Ohne Hilfe der Stadt wird es schwer

Grote erläutert, dass ihr Kindertheater einen hohen Anspruch verfolge. Die von ihm geschriebenen Stücke eigneten sich auch für Workshops oder Nachbereitungen in den Schulen. Ihr Publikum sehen die beiden im Alter der Grundschüler plus die fünften und sechsten Klassen, nicht nur in Garching, sondern auch in den anderen Kommunen der Nordallianz. Die Spielzeit erstrecke sich über das ganze Jahr.

Die zwei Theatermänner sind schon nah dran an ihrem Ziel. Sie haben Sponsoren und Firmen, die sich mit kleineren Beträgen eingebracht haben. "Wir sind äußerst bemüht, mit spärlichen Mitteln sparsam zu haushalten", sagt Führmann. Doch 10 000 bis 12 000 Euro brauche man für die neue Produktion. Mit zwei Schauspielern und einer Musikerin proben sie gerade das Stück "Fenster zum Wind", in dem es um Freundschaft und Mobbing geht. Fünf Vorstellungen sind schon ausverkauft. "Wir wollen hier ein Theater etablieren, das die Kinder als ihren Theaterort erkennen", sagt Führmann. Ohne Hilfe der Stadt wird das vermutlich schwer.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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