Flüchtlingsunterkünfte:Brunnthaler Asylphilosophie

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Daniel Brenner machte Stimmung gegen Flüchtlinge - jetzt sorgt er sich um deren Integration

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Ausgerechnet Daniel Brenner. So werden jetzt viele denken. Ausgerechnet der Vorsitzende der Jungen Union in Brunnthal soll ein Konzept zur Integration von Flüchtlingen in der Gemeinde ausgearbeitet haben. Schließlich ist er der Jungpolitiker, der im Herbst 2012 in einem Flugblatt Stimmung gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der Gemeinde machte. Er malte Ängste vor steigenden Kriminalitätsraten und sinkenden Immobilienpreisen an die Wand. Mittlerweile gibt sich Brenner, der seit 2014 Gemeinderats ist, geläutert. Er sei wohl derjenige in Brunnthal, sagt er, der sich am intensivsten mit dem Thema auseinandergesetzt habe.

Das bestreitet sicher niemand. Schließlich war der Wirbel um das Flugblatt mit den umstrittenen Thesen gewaltig. Und die Sätze, die ihm und der Gemeinde den Ruf einbrachten, Ausländern feindlich gegenüber zu stehen, würde Brenner heute nicht mehr aufschreiben. "Man lernt nie aus", sagt er. Er wolle nicht behaupten, dass Flüchtlinge für Angst und Schrecken sorgen. Doch an einem zentralen Argument, das Brenner damals aufführte, hält er fest. Damals stand die Unterbringung von 50 Menschen im alten, mitten in Brunnthal gelegenen Gasthof Lutterschmid an. Aus seiner Sicht wäre es auch heute noch ein Fehler, in einem Dorf wie Brunnthal oder Hofolding so viele Flüchtlinge an einem Ort einzuquartieren. Das würde die Integrationskraft der Dörfer überstrapazieren, sagt er. Er hat dem sein "Gesamtkonzept zur dezentralen Unterbringung" entgegen gestellt.

Aus der Unterbringung im Lutterschmid wurde nichts. Dafür leben seit zwei Jahren nicht weit entfernt etwa 15 Flüchtlinge im alten Pfarrhaus, was von Bürgermeister Stefan Kern (CSU) und anderen allgemein als gelungene Lösung angesehen wird. Brenner sieht das auch so und macht er sich für die Schaffung weiterer kleiner Einheiten stark, da wieder die Zahl 50 im Raum steht. Genau 48 Asylbewerber soll Brunnthal laut Landratsamt bis 2016 aufnehmen. Brenner sagt, die Kriegsflüchtlinge kämen aus gutem Grund. Die Gemeinde müsse sich darauf vorbereiten. Nur dezentrale Unterkünfte böten eine "optimale Integrationsgrundlage", sagt er. Das Rathaus sondiert bereits Grundstücke und Gebäude in Hofolding und Faistenhaar. Sie tut es nun im Auftrag des Gemeinderats. Der billigte Brenners "Integrationsphilosophie" - bei zwei Gegenstimmen. Alle hätten ihm, sagt er, das Flugblatt von damals noch nicht verziehen.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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