Fischessen der CSU Grünwald:Drei Tage auf Lesbos

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Für Frauenpower und sichere Grenzen sprach sich Kerstin Schreyer (links) beim Aschermittwoch der CSU in Grünwald aus. (Foto: Claus Schunk)

Kerstin Schreyer berichtet im Alten Wirt über ihre Arbeit als Integrationsbeauftragte

Von Claudia Wessel, Grünwald

Fest in weiblicher Hand war das Fischessen der Grünwalder CSU am Aschermittwoch im Alten Wirt. Da Bürgermeister Jan Neusiedl an dem Abend aufgrund einer "Terminüberschneidung" nicht anwesend sein konnte, übernahm die stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende Sindy Loos die Moderation. Auch die jüngste CSU-Gemeinderätin Annabella Wünsche war anwesend sowie ihre Kolleginnen Christine Paeschke und Barbara Portenlänger-Braunisch. Rednerin des Abends war die Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer aus Unterhaching. Ja, doch, zwei männliche Gemeinderäte hatten sich eingefunden, Gerhard Sedlmair und Robert Zettel. Eigens begrüßt wurde der ehemalige Gemeinderat Wilhelm Knittel.

Dass einige Menschen an diesem Abend terminlich jonglieren mussten, war ja auch eigentlich klar. Schließlich war nicht nur Aschermittwoch, sondern auch Valentinstag und somit gab es sicherlich romantischere Verpflichtungen als einen Abend mit Integrationsfragen zu verbringen. Dennoch war der Wittelsbacher Saal gut gefüllt, nicht zuletzt von Paaren, die ihre Verabredung gleich hierher verlegt hatten. Die Frauen wurden dafür belohnt: Jede erhielt eine Rose.

Kerstin Schreyer berichtete von ihrer Arbeit als Integrationsbeauftragte. Bei allen Entscheidungen, die mit dem Thema Integration zu tun hätten, müsse sie gehört werden, erklärte sie. Was aber nicht heiße, dass man auch auf sie höre. Mit ihrer Meinung aber halte sie nie hinterm Berg. "Ich bin eher unbequem", sagte sie. "Ich steige auch mal jemandem auf die Zehen." Ihre Aufgabe definierte sie so: dafür zu sorgen, dass diejenigen Flüchtlinge, die hier bleiben, gut integriert werden. "Es geht bei mir nur um den Personenkreis derjenigen, denen Asyl gewährt wurde", betonte sie. Um zu wissen, "was diese Leute erlebt haben", sei sie drei Tage auf Lesbos gewesen, um die Flüchtlingslager zu sehen. "Nicht jeder, der zu uns kommt, kommt aus einem Krieg und nicht jeder ist persönlich verfolgt", betonte sie. "Nur diejenigen, die persönlich verfolgt sind, sollen bei uns Asyl bekommen." Wer in Deutschland arbeiten wolle, müsse über ein Visum kommen. "Fliehende" seien nur 15 Prozent der Menschen, die nach Deutschland kämen, auf 85 Prozent treffe das Wort nicht zu. Insgesamt leben in Bayern nach Auskunft von Schreyer rund drei Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, was einem Anteil von 23,3 Prozent entspricht.

Die strukturelle Integration, also Versorgung mit Arbeit, Wohnungen und Kindergartenplätzen, sei zwar anstrengend, mache ihr aber keine Sorgen. "Mehr Sorgen macht mir die emotionale Integration, also wie wird jemand Grünwalder mit syrischen Wurzeln?" Wichtig sei es zu betonen, dass sich "jeder an Spielregeln halten muss", nicht zuletzt beim Thema Emanzipation von Mann und Frau. "Ich möchte, dass meine zwölfjährige Tochter nicht hinter das Erreichte zurückfällt." Sie berichtete von einem Imam, "dessen Namen ich hier nicht nenne", mit dem sie auf einem Podium saß. Dieser Mann habe betont, dass es "wichtig sei, Frauen die Hand zu geben". Gleichzeitig aber habe er "immer gegähnt oder weggeschaut, wenn ich etwas gesagt habe." 80 Prozent der in Bayern lebenden Menschen mit Migrationshintergrund seien jedoch sehr zufrieden mit ihrem Leben, das habe eine Studie der Hanns-Seidel-Stiftung ergeben, so Schreyer.

Natürlich hatten einige Zuhörer auch Fragen zu anderen Themen, etwa der Koalitionsvereinbarung. Damit könne die CSU sehr zufrieden sein, versicherte Schreyer. Ein Innenminister Horst Seehofer sei eine gute Garantie dafür, dass sich die Situation von 2015, die große Flüchtlingswelle, nicht wiederholen werde.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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