Feldkirchen:Knappes Bekenntnis zum Schulbau

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Gemeinde hadert mit den Kosten für das Gymnasium Kirchheim und diskutiert über Vorteile einer Sanierung

Von Christina Jackson, Feldkirchen

Fast hätten die Feldkirchner Gemeinderäte ihren Beschluss zum Neubau des Gymnasiums in Kirchheim gekippt. Den Sinneswandel hatte das jüngste Gemeinderatsmitglied Christian Wilhelm (SPD) befeuert. Er verwies auf den Grundsatzbeschluss des Kreistags über weiterführende Schulen vom Januar 2016. Die Reform sieht vor, dass tatsächliche Kosten für Umbauten, energetische Maßnahmen und Abbrucharbeiten bei einer Sanierung alleine vom Kreis zu tragen sind. Wilhelm: "Damit könnten Ausbesserungen an dem bestehenden Gebäude deutlich billiger für uns ausfallen als der Neubau." Nicht zuletzt die Kostenexplosion in den Entwürfen zum Gymnasiumsbau hätten seinen Antrag motiviert, sagte er. Und dann sei mit Aschheim auch noch ein weiterer Standort für ein Gymnasium im Gespräch.

Grünen-Politikerin Silvia Pahl-Leclerque griff das Ansinnen des SPD-Gemeinderatskollegen dankbar auf und forderte die Verwaltung auf darzulegen, wie die Kostenprognose von ursprünglich rund 55 auf aktuell 88 Millionen Euro einzuschätzen sei. "Überhaupt stellt sich die Frage, wie wir uns die Finanzierung des Kirchheimer Gymnasiums vorstellen." Die Verwaltung erläuterte dazu, dass sich der Feldkirchner Anteil nach den zu erwartenden Schülerzahlen aus der Gemeinde berechne und man plane, diesen über "günstige Kredite" zu finanzieren. Im Übrigen müsse man berücksichtigen, dass es sich um Prognosen handele, die "mit Vorsicht zu behandeln" seien. "Da sind Begehrlichkeiten involviert, die noch rausfallen werden", sagte Geschäftsleiter Heinz-Josef Reiser von der Gemeinde Feldkirchen.

Reiser ging auf Überlegungen ein, aus dem Zweckverband weiterführende Schulen, der die Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim verbindet, auszutreten. Rein mit der Wirtschaftlichkeit könne man so einen Schritt nicht begründen. Der gemeinsam gefasste Beschluss der Mitglieder lasse sich auch nicht ohne weiteres aufheben. Trotzdem erinnerte Franz Reinheimer (SPD) daran, dass der Gemeinderat ursprünglich für einen Neubau gestimmt habe, eben weil die Kostenschätzung für eine Sanierung ähnlich hoch ausgefallen sei. "Nun haben sich die Vorzeichen geändert und wir sollten uns für eine Sanierung in Kirchheim aussprechen." Eine Forderung, der Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) widersprach. "Die Sanierungen sind so weitreichend, dass ein Neubau erforderlich ist. Insbesondere bei der Analyse der Fassaden und des Brandschutzes waren erhebliche Mängel entdeckt worden."

Ein klares Bekenntnis zum Neubau sprach CSU-Mitglied Herbert Vanvolsem aus. "Die Aussicht auf einen Ausstieg aus dem Zweckverband bereitet mir Sorgen. Es gibt jede Menge Sanierungsbedarf und wahrscheinlich kennen wir noch nicht einmal alle maroden Stellen im Bestandsgebäude." Er plädierte aber dafür, den Landkreis bei den Kosten mehr in die Pflicht zu nehmen. "Es kann nicht sein, dass es allein Aufgabe der Gemeinden ist, für die Bildung zu sorgen." Andreas Janson von der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) berichtete von den Erfahrungen seiner Tochter, die das Gymnasium in Kirchheim besucht und unter den Baumängeln in der Schule leidet. "Sie sitzt bei Kälte mit der Winterjacke im Klassenzimmer und bei Regen stehen Eimer im Raum."

Er schlug vor, zunächst den Bürgerentscheid zur Ortsmitteplanung in Kirchheim am Tag der Bundestagswahl, 24. September, abzuwarten. "Wenn es dann zu einem negativen Ergebnis kommen sollte, darf kein Bauvorhaben auf dem Gelände entstehen und das neue Gymnasium ist vom Tisch." Parteikollege Alexander Zimmermann wollte unter keinen Umständen an dem einmal gefassten Beschluss rütteln. Er bemängelte zudem Formfehler des Antragstellers Christian Wilhelm und bat erfolglos um eine Absetzung des Tagesordnungspunktes.

Denkbar knapp votierten die Gemeinderäte gegen die Aufhebung des Beschlusses zum Neubau. Es fehlte am Ende eine Stimme, und der Antrag von SPD-Gemeinderat Wilhelm wäre durchgegangen.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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