Fahrradfreundliches Garching:Etappenziel erreicht

Lesezeit: 2 min

Auf einem fahrradfreundlichen Weg. (Foto: dpa)

Seit Montag ist klar: Die Stadt Garching darf sich künftig offiziell fahrradfreundliche Kommune nennen. Die Jury lobt das schlüssige Konzept, von dem große Teile aber erst noch umgesetzt werden müssen.

Von Gudrun Passarge, Garching

Bereits jetzt beträgt der Anteil der Radler am Gesamtverkehr in Garching 31 Prozent. Geht es nach dem Stadtrat, soll er bis 2030 auf 40 Prozent gesteigert werden. Dazu plant die Stadt eine Fülle von Verbesserungen für Radler, bis hin zu der Vorgabe im neu geplanten Baugebiet Kommunikationszone, Radfahrern streckenweise den Vorzug vor Autofahrern zu geben. Bei einem Ortstermin mit Vertretern der "Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern" (AGFK) kamen diese Pläne gut an. Die Jury sprach sich dafür aus, Garching in den Kreis der zertifizierten Städte und Gemeinden aufzunehmen. Nach Ismaning ist die Universitätsstadt die zweite Kommune im Landkreis, die sich offiziell fahrradfreundlich nennen darf.

Dass der Verkehr im Ballungsraum München ein ganz eigenes Thema ist, bekam auch der Coburger Landrat Michael Busch zu spüren. Der stellvertretende Vorsitzende der AGFK hatte zwar eine zusätzliche Stunde für den Montagmorgenverkehr auf der Autobahn eingeplant, kam aber trotzdem zu spät. Er hörte mit Erstaunen, dass Garching 712 Fahrradstellplätze im Zentrum geschaffen hat, 526 davon überdacht. Im ländlichen Raum bestehe eher weniger Bedarf an Stellplätzen, bemerkte er, hier seien die Kommunen eher noch als Motivator unterwegs. In Garching dagegen ist der Bedarf an guten Radwegverbindungen eindeutig vorhanden, gerade weil auf den Straßen oft kein Fortkommen mehr ist. Darauf reagiert die Stadt.

Der Garchinger Fahrradbeauftragte, SPD-Stadtrat Rudi Naisar, stellte zusammen mit Mitgliedern der Verwaltung die geplanten und bereits erfolgten Verbesserungen vor. Insgesamt will Garching heuer und im nächsten Jahr 2,9 Millionen Euro investieren, 2,45 Millionen würde die Stadt selbst übernehmen, wobei allerdings auch circa 1,7 Millionen Euro Fördergeld vom Bund eingeplant sind. "Den Rest tragen die Firmen", berichtete Naisar, der davon sprach, dass viele sehr aufgeschlossen seien. So hätten etwa BMW, Swiss Life, Voith und der Business Campus etliche Anstrengungen unternommen, überdachte Fahrradständer geschaffen und teils auch Umkleidekabinen mit Duschen für Radler im Angebot. Naisar hat die Summe, die Garching im Haushalt eingeplant hat, auch auf die 18 000 Einwohner der Stadt umgerechnet: Das ergibt 133 Euro pro Garchinger.

Zu den geplanten Radwegeverbindungen gehören etwa der Ausbau eines Feldwegs vom Business Campus in Richtung Unterschleißheim, der Ausbau des Radwegs von München nach Dirnismaning, wobei Garching noch "auf grünes Licht aus München" wartet, wie Bauamtsleiter Klaus Zettl erläuterte, ein Radweg ohne den bisherigen Schlenker nach Dietersheim, eine Fahrradstraße von der Schleißheimer Straße zum See, eine sichere Radwegverbindung von Hochbrück nach Garching und ein Fahrradweg verbunden mit Einbahnregelungen für Autos an der B 471.

Die Jury prüft die Alltagstauglichkeit

Hier bemerkte Naisar, seiner Meinung nach werde es auf diesem Stück, das auch für den ersten Radschnellweg im Landkreis vorgesehen ist, erhebliche Probleme bei der Umsetzung geben, weil dort viele Lastwagen von den Firmenarealen ein- und ausführen. Jurymitglied Martin Singer von der Obersten Baubehörde machte den Vorschlag, diese Lösung erst einmal für ein Jahr zu versuchen und das Projekt zu begleiten, während Jurymitglied Robert Burschik vom ADFC München sagte, er warne "vor kurzfristigen Versuchen", da es die Verkehrsteilnehmer verunsichere. Er empfahl, eher andere Möglichkeiten auszuloten. Im Frühjahr 2018 sollen auch neun Stationen mit 75 Leihrädern in Hochbrück, Garching und am Forschungscampus eingerichtet werden, berücksichtigt sind dabei alle drei U-Bahn-Stationen.

Erwin Huber, CSU-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Jury, lobte Garching für sein Engagement. Die Jury prüfe eher die Alltagstauglichkeit der Fahrradinfrastruktur und nicht die für Familienausflüge. Ihm persönlich gehe es besonders um die Verbindung mehrerer Verkehrsträger, sagte Huber, also die Schnittstellen etwa zwischen Radwegen und U-Bahn. Garching habe ein schlüssiges Konzept vorgestellt. Mit Stolz quittierte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) das einstimmige Votum. "Das zeigt, dass wir in Garching gute Arbeit leisten und als klimafreundliche Kommune auf dem richtigen, fahrradfreundlichen Weg sind." Freude äußerte auch Rudi Naisar, der betonte: "Wir haben viel in der Pipeline. Wir müssen halt jetzt liefern."

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: