Entscheidung über Neubau:Ein Bad für alle Unterföhringer

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Sprung ins kalte Wasser: Ein Becken mit sechs Bahnen ist geplant. (Foto: Claus Schunk)

Gemeinderat beschließt gegen die Stimmen der SPD den Bau einer öffentlichen Schwimmhalle.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

In Unterföhring wird ein Hallenbad gebaut, das allen offen steht und nicht nur von Schülern und Vereinen besucht werden kann. Das hat der Gemeinderat am Donnerstagabend gegen die Stimmen der SPD beschlossen.

Die Mehrheit im Gremium folgte damit einem Antrag von Parteifreier Wählerschaft (PWU) und Grünen. Die Schwimmhalle mit Sprungturm, Rutsche, Nichtschwimmerbereich und einem 25-Meter-Becken mit sechs Bahnen sowie Sauna entsteht im Sportpark an der Mitterfeldallee.

Vor der Entscheidung hatte vor allem die SPD-Fraktion vehement dafür gekämpft, das Hallenbad vornehmlich für das Schulschwimmen, die Wasserwacht und Vereine zu reservieren. Manfred Unterstein, Gründungsmitglied der örtlichen Wasserwacht und lange Jahre aktiv bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), hatte ein leidenschaftliches Plädoyer gehalten für ein Sportbad. Nach seiner Erfahrung fehle es den bestehenden Schwimmhallen an Kapazitäten für die Schulen, sagte er. Die Bäder seien durch die Öffentlichkeit belegt. Im Hinblick auf die künftigen Gymnasiasten und die Kinder der zweiten Grundschule vom gegenüberliegenden Campus müsse Sorge getragen werden, dass in einem Unterföhringer Bad der Schwimmunterricht garantiert werden könne. Unter Umständen könnten auch Schulklassen aus den umliegenden Kommunen dort trainieren.

Wie man sich Badeaufsicht und Kassensystem spart

Nach Schulschluss könnte man das Bad dann für die Wasserwacht, DLRG, Schwimmvereine und Sportschwimmer sowie eventuell für Kurse der Volkshochschule öffnen, sagte Unterstein. Der Vorteil: "Wir sparen uns die Badeaufsicht und ein teures Kassensystem." Das reine Sportbad komme ohne Rutsche und Sauna aus, und unter Umständen könnte es auch noch staatliche Zuschüsse für den Bau geben, sagte Unterstein.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Jutta Schödl zeigte sich "erstaunt" über den Antrag. Schließlich sei man wegen des Bades bereits Ende September im Rathaus zusammen gesessen, da habe sie eine Aufstellung der zu erwartenden Folgekosten erbeten. "Bislang liegen keine vor", kritisierte Schödl. Ihre Parteikollegin Sabine Fister assistierte: Unterföhring sei nicht mehr in der Lage, "Geld rauszuhauen". Die Liste der Projekte sei lang, die Ausgaben für deren Betrieb und Erhalt nicht minder, sagte Fister. Thomas Weingärtner ging noch weiter: "Wir stellen Schecks aus, von denen wir nicht wissen, ob sie in der Zukunft gedeckt sind", schimpfte er und fragte, wie lang sich Unterföhring dann wohl noch die sozialen Leistungen, wie etwa kostenfreie Kitas, leisten könne und wolle.

Eine Million Euro bei der Kultur einsparen

Gisela Fischer (Grüne) verwahrte sich gegen das Herstellen eines solchen Zusammenhangs: "Ich bin verwundert, dass ein öffentliches Bad die Kostenfreiheit der Kindertagesstätten infrage stellen sollte." Das von der SPD favorisierte Sportbad müsse ja auch gebaut und finanziert werden. Marianne Rader (PWU) gab zu bedenken, dass Eintrittsgeld das Defizit ja mindern würde. CSU-Sprecher Manfred Axenbeck regte an, doch bei den Kulturausgaben zu sparen. Da gebe man drei Millionen Euro aus, obwohl eine Vielzahl der Besucher von auswärts komme. "Nehmen wir da eine Million Euro weg und finanzieren damit das Defizit eines Hallenbades für alle Unterföhringer", verlangte er.

Manuel Prieler, Fraktionsvorsitzender der PWU, hatte zuvor dargelegt, dass es im Kreis München viele Gemeinden gebe, die sich ein öffentliches Hallenbad leisten, "obwohl sie nicht so ein Polster wie Unterföhring haben". Ein Bad am Ort sei für alle Einwohner, Schüler und Vereine ein wertvolles Angebot. Auch die Beschäftigten im Gewerbegebiet dürften sich freuen, hieß es in der Begründung des Antrags, der am Ende eine deutliche Mehrheit fand.

Einstimmig billigte der Gemeinderat daraufhin die Rahmenplanung für den 100 000 Quadratmeter großen Sportpark - samt öffentlichem Hallenbad.

Eine Kostenschätzung für das Projekt gibt es noch nicht.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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