Elektromobilität:Grüne blasen zur Offensive

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Auch die Nutzung von Pedelecs soll durch einen Ausbau der Infrastruktur gefördert werden. (Foto: dpa)

Der Landkreis soll Fahrzeuge kaufen, Ladestationen aufstellen, Zuschüsse verteilen, ein Verleihsystem aufbauen und Parkplätze zur Verfügung stellen

Von Stefan Galler, Landkreis

Reich ist er, der Landkreis München. Außerdem innovativ und technikorientiert. Das betonen Christoph Nadler und Markus Büchler, als sie ihre Ideen präsentieren, wie man den Klimaschutz voranbringen und dabei womöglich sogar noch Entlastung auf den Straßen erreichen könnte. Die Grünen im Kreistag wollen Elektromobilität fördern und haben dazu gleich ein ganzes Paket an Anträgen an Landrat Christoph Göbel (CSU) und die Verwaltung geschickt. Und weil der Landkreis eben reich und innovativ ist, stehen die Chancen nach Meinung der beiden Fraktionsspitzen gut: "Jetzt ist die richtige Zeit, einen Anstoß zu geben, damit man sich hinreichend um dieses Thema kümmert", sagt Fraktionschef Nadler. Und sein Vize Büchler ergänzt: "Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen, müssen wir die Förderung von Alternativen zu Verbrennungsmotoren voranbringen." Der Verkehrsbereich sei für immerhin knapp 40 Prozent der CO₂-Emissionen in Bayern verantwortlich.

Insgesamt sechs Anträge umfasst das Paket der Grünen. Einer davon behandelt den Fuhrpark des Landkreises. Die Politiker fordern, dass dieser schrittweise dort, wo es technisch und organisatorisch möglich ist, auf Elektrofahrzeuge umgestellt wird. "Damit könnte der Landkreis durch seine Vorbildfunktion einen weiteren Schritt zur Elektromobilität machen", findet Nadler, der davon ausgeht, dass für die zahlreichen kurzen Fahrten innerhalb des Landkreises die Reichweite der Elektrobatterien absolut ausreichen sollte. Vor etwa fünf Jahren hatte die Kreissparkasse der Verwaltung bereits ein Elektroauto für den Fuhrpark des Landkreises zur Verfügung gestellt, seither hat sich auf diesem Gebiet jedoch nichts mehr getan.

Antrag Nummer zwei befasst sich mit der unzureichenden Lade-Infrastruktur. Deshalb fordern die Grünen, dass der Landkreis schnellstmöglich in seinen Liegenschaften und den weiterführenden Schulen der Zweckverbände entsprechende Ladestationen schaffen müsse. Zudem sollten auch die einzelnen Gemeinden an zentralen Stellen solche Elektro-Tankstellen anbieten. Es solle ausschließlich Ökostrom angeboten werden, wie Nadler klarstellt: "Wir werden bestimmt nicht für die Elektromobilität den Atomstrom länger laufen lassen als notwendig."

Darüber hinaus solle der Landkreis analog zur Landeshauptstadt München eine Förderung von Elektroautos für Gewerbebetriebe, Taxis sowie ambulante Pflege- und Lieferdienste ins Leben rufen. In München beträgt die Förderung für die Anschaffung gewerblich genutzter Pkw 2500 Euro je Fahrzeug, Lkw werden mit 4000 Euro subventioniert und Elektroroller mit 500 Euro. "Gerade die Handwerkerwagerl, die viele Kilometer fahren, verursachen mit ihren jetzigen Verbrennungsmotoren hohe Feinstaub-, Stickoxid- und Lärmemissionen", sagt Nadler.

Die Grünen wollen sich jedoch mit ihrer Initiative nicht nur dem Elektroauto widmen, sondern auch die Nutzung von Fahrrädern mit elektrischer Unterstützung (Pedelecs) und Elektrorollern populärer machen. "Nach Schätzungen der Fahrradbranche können in diesem Jahr 450 000 E-Bikes in Deutschland verkauft werden", heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen zum Thema. "Zur weiteren Beförderung dieser positiven Entwicklung ist auch hier die Anpassung der Infrastruktur notwendig."

Auch im Bereich E-Bikes fordern die Grünen eine Zusammenarbeit mit der Stadt München, etwa was ein Verleihsystem angeht. Am 20. Mai hatte der Stadtrat beschlossen, ein solches System aufzubauen, daran solle sich der Landkreis beteiligen, sagt Markus Büchler: "Hier müssen wir der Stadt-Umland-Verquickung Rechnung tragen. Die öffentlichen Verkehrsmittel und die Straßen sind voll, einzig für Fahrräder gibt es noch Potenzial und die Möglichkeit, Wege auszubauen - und das auch noch einigermaßen billig." Christoph Nadler ergänzt: "Wir müssen den Ball aufnehmen, der uns zugespielt wurde und uns von Anfang an einklinken."

Schließlich beantragen die Grünen noch sichere und überdachte Fahrradabstellplätze mit Stromanschluss für die nicht gerade billigen E-Bikes in den Liegenschaften des Landkreises. Und die Schaffung einer neuen Stelle im Landratsamt von 2016 an, ausschließlich zur Förderung der E-Mobilität. "Wir denken, das ist nicht zu viel verlangt, München wird dafür sage und schreibe 15 neue Stellen schaffen", sagt Nadler.

Die Erfolgsaussichten ihrer Initiative beurteilen beide Politiker positiv: "Wir gehen von Mehrheiten aus, die E-Mobilität ist auch bei anderen Fraktionen populär, da besteht Konsens", sagt Nadler. Im Münchner Stadtrat hätten SPD und CSU mit den Grünen gemeinsame Sache gemacht und das 30-Millionen-Euro-Förderprogramm locker durchbekommen. Bereits im Herbst soll der Mobilitätsausschuss des Kreistags das Antragspaket der Grünen behandeln.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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