Ehemann erstochen:Dem Martyrium ein Ende gesetzt

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Sie wollte dem jahrelangen Martyrium ein Ende setzen und wusste nur einen Ausweg: Natasa S. erstach ihren Mann - vor den Augen ihrer Kinder. Nun muss sie sich vor Gericht verantworten.

Christian Rost

Jahrelang hat Natasa S. die Schläge ihres Mannes ertragen. Sie musste auch ihre drei Kinder beschützen, wenn der 39-Jährige aus nichtigem Grund ausrastete und auf seine Familie mit Fausthieben und Tritten losging.

Unter Tränen gestand Natasa S. die Tat. Laut Anklage hat sie am 3. Januar ihren Mann mit einem Küchenmesser erstochen, nachdem er sie geschlagen hatte. (Foto: dpa)

Dem Martyrium setzte die 30-Jährige am 3. Januar dieses Jahres in der gemeinsamen Wohnung in Berg am Laim gewaltsam ein Ende. Als ihr Mann erneut zuschlug, griff sie ein Küchenmesser mit 13 Zentimeter langer Klinge und rammte es ihm in die Brust. Die Klinge perforierte den Herzbeutel und die linke Herzkammer. Binnen weniger Minuten verblutete der Mann. Seine Frau muss sich seit Montag vor der Schwurgerichtskammer am Münchner Landgericht verantworten.

Staatsanwältin Elisabeth Ehrl wertete die Tat als Totschlag. Das Gericht unter dem Vorsitz von Michael Höhne betonte zum Prozessauftakt aber, die Kammer könnte auch zu dem Schluss kommen, dass es sich um Mord gehandelt habe. Natasa S. gestand die Attacke und sagte unter Tränen: "Ich habe meinen Mann doch geliebt!"

Fünf Jahre hatten die beiden zusammengelebt. Sie kannten sich zunächst nur von Telefonaten, sie lebte in Serbien, er hatte seine Heimat verlassen und arbeitete in München. Drei Tage nach dem ersten Treffen heirateten sie bereits und zogen zusammen nach München. Nach anfangs glücklicher Zeit habe ihr Mann aber keine Lust mehr gehabt, als Reinigungskraft zu arbeiten, sagte S.

Während er nächtelang vor Computerspielen gesessen habe und immer unduldsamer geworden sei, habe sie das Geld für die Familie verdienen müssen. Auch als sie im neunten Monat schwanger war, soll er sie zur Arbeit genötigt haben. Die Kinder im Alter von knapp zwei, vier und 13 Jahren sind Zeugen der Bluttat geworden. Das ältere Mädchen lebt jetzt in einer Wohngruppe, ihre jüngeren Geschwister bei Pflegeeltern. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 12.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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