Debatte:Grasbrunn verbittet sich Wortwahl des Heimatpflegers

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Kreisheimatpfleger Alfred Tausendpfund ist Ansprechpartner der Ortsheimatpfleger und Ortschronisten. Bei Bauleitplanverfahren achtet er auf Aspekte der Heimat- und Landschaftspflege. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeister Korneder hält die Kritik an den Plänen für ein Gewerbegebiet in Keferloh für unangemessen

Von Lars Brunckhorst, Grasbrunn

Was die Gemeinde Grasbrunn in Keferloh plant, sei der "Sargnagel" für den kleinen Weiler; das dort beabsichtigte Gewerbegebiet bedrohe dessen Identität und Ursprünglichkeit. Die Wortwahl von Kreisheimatpfleger Alfred Tausendpfund in der öffentlichen Anhörung zu den Planungen für ein Gewerbegebiet an der B 471 bei Keferloh belastet das Verhältnis zu Grasbrunn. "Das ist unglaublich unsachlich", sagt Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). "Solche Formulierungen haben in einer Stellungnahme im Rahmen eines förmlichen Beteiligungsverfahrens nichts zu suchen."

Korneder widerspricht der Einschätzung des Heimatpflegers, wonach es sich bei dem Weiler um ein kulturhistorisches Kleinod handelt: "Halb Keferloh steht auf einer verfüllten Kiesgrube." Tausendpfund hatte in seiner Stellungnahme zu den Planungen der Gemeinde auf die ins Jahr 955 zurückreichende Geschichte Keferlohs und die Kirche St. Ägidius als "besonderes kulturelles Kleinod" hingewiesen. Auch das Landesdenkmalamt warnt: Bei einer Verwirklichung der Pläne würde nicht mehr die Kirche den Mittelpunkt Keferlohs bilden, sondern das Gewerbegebiet. Der Bauausschuss des Gemeinderats hat sich am Dienstag über die Einwände hinweggesetzt und beschlossen, das Planungsverfahren weiter zu betreiben.

Trotz der Zurechtweisung aus dem Rathaus sieht Heimatpfleger Tausendpfund keinen Grund, etwas von seiner Kritik zurückzunehmen. "Ich habe bewusst eine so klare Sprache gewählt", sagte Tausendpfund am Donnerstag zur SZ. "Was zu sagen ist, muss gesagt werden. Denkmale haben keine Stimme." Deshalb habe zumindest er eine Stellungnahme abgeben wollen, wie man sie auch von ihm erwarten dürfe.

Die Gemeinde Grasbrunn besitzt laut Tausendpfund "zwei Highlights": Möschenfeld und Keferloh. "Aber die Gemeinde geht mit ihren Kleinoden um, als ob es Handelsware wäre", empört sich der Fachmann. Grund für die drastische Wortwahl des Heimatpflegers im aktuellen Fall ist, dass sich Grasbrunn vor einem Jahr um dessen Einwände gegen ein Bauvorhaben in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wallfahrtskirche St. Ottilie in Möschenfeld wenig scherte. "Ich hatte den Eindruck, das hat gar nicht so richtig gewirkt. Das wollte ich nicht noch einmal auf mir sitzen lassen." Zumindest das ist Tausendpfund dieses Mal gelungen: Im Grasbrunner Rathaus ist man auf den Heimatpfleger wegen dessen neuerlichen Vorstoßes gegen eine Planung derzeit ausgesprochen schlecht zu sprechen.

Dabei sieht man sich dort durch andere Behörden in der Planung für Keferloh bestätigt. "Die Regierung von Oberbayern unterstützt voll unsere Argumentation", sagt Bürgermeister Korneder. In der Tat kommt die Regierung in ihrer Stellungnahme zu den Plänen zum Ergebnis, dass es sich bei Keferloh nicht um die charakteristische Siedlungsstruktur einer schützenswerten Rodungsinsel handelt, wie dies etwa die Gemeinde Haar behauptet, die sich gegen das Gewerbegebiet wehrt. Auch die in Haar und Putzbrunn befürchtete Verkehrszunahme wird von den Fachbehörden nicht erwartet. Der anzunehmende Verkehrszuwachs sei vielmehr "marginal", fasst Grasbrunns Bürgermeister deren Einschätzung zusammen.

Korneder weist zudem darauf hin, dass die Gemeinde ihre Planung aus Rücksicht etwa auf den Nachbarn Haar und aufgrund von Anregungen aus Naturschutzkreisen dahingehend geändert hat, dass zum einen der Abstand zum Wald auf einen 15 Meter breiten Streifen vergrößert wird und zum anderen das Gewerbegebiet Richtung Haar eingegrünt werden soll. Dadurch signalisiere man, dass keine weitere Entwicklung geplant sei. Außerdem hat man auf Drängen der Nachbarn Einzelhandel in Keferloh ausgeschlossen, mit Ausnahme von Kfz-Handel. Die geänderte Planung war am Dienstag vom Bauausschuss des Gemeinderats mit den Stimmen von SPD, CSU und Freien Wählern gebilligt worden. Nur die Vertreter der Grünen und der Bürger für Grasbrunn (BfG) stimmten dagegen.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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