Burschenverein Taufkirchen:Geradewegs zum Futter

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Auf der Liste der schnellsten Tierarten stehen die Kamele eigentlich weit vor den Ochsen. Doch mussten diese beim Wettrennen feststellen, dass es auch richtig dynamische Rindviecher gibt. (Foto: Claus Schunk)

Ungeübter Ochse Maxl gewinnt das Wettrennen gegen die Kamele.

Von Nadja Tausche, Taufkirchen

Die Ochsen wirken unruhig so kurz vor dem Start ihres großen Rennens gegen die Kamele. Einer reißt den Kopf nach oben, ein anderer wetzt sich am Heuballen. Dann geht es los: Die zwei Moderatoren sitzen in Taufkirchen in einem Jägerstand und schreien das Startsignal hinunter. Aber auch beim Rennen scheint alles nicht so einfach zu sein. Ochse Nummer fünf bleibt einfach stehen, sein Reiter muss erst einmal absteigen und ihn zum Weiterrennen bewegen. Dabei sind bei diesem ersten Rennen die Kamele noch gar nicht am Start - zuerst rennen Ochsen gegen Ochsen und Kamele gegen Kamele, die jeweils zwei Besten qualifizieren sich.

Zum 125-jährigen Bestehen veranstaltete der Burschenverein Taufkirchen ein fünftägiges Fest, zum Programm gehörte das Rennen Ochsen gegen Kamele am Donnerstagnachmittag. Wie kommt man auf diese Kombination? Ochsenrennen seien beim Burschenverein Tradition, sagte Julius Ammereller, der zweite Vorstand des Vereins. Das erste Ochsenrennen habe es schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegeben. Und weil sie dieses Mal zu wenige Ochsen hatten, mussten eben noch andere Tiere her: "Hunde sind zu klein, Pferde zu konventionell, und bei den Straußen waren die Besitzer wegen Tierschutz gar nicht begeistert", sagte Ammereller. Also die Kamele. Acht Ochsen und vier Kamele traten gegeneinander an.

Veranstalter mussten eine ganze Reihe von Auflagen erfüllen

Ein bisschen Respekt habe man schon, wenn man auf so einem Ochsen sitze, sagte Alexander Hintermair. Er reitet Ochse Maxl, der wiege immerhin etwa 650 Kilo. Erst vor acht Wochen hatten sich die Besitzer Andreas und Harald Gruchala entschieden, bei dem Rennen mitzumachen, Maxl steht normalerweise im Stall und auf der Weide, er war noch nie bei einem Rennen. Auch die Kamele machen sonst nicht bei Rennen mit, sagte Reiterin Lena Schmitz. Bei dem Betrieb im Mangfalltal könne man sie eher für Trekkingtouren buchen. Anders ist es bei den anderen sieben Ochsen, sie kamen vom Ochsereiverein und manche sind öfter bei Rennen dabei.

Damit es den Tieren bei der ganzen Sache gut gehe, müsse der Burschenverein eine ganze Reihe von Auflagen erfüllen, sagte Ammereller. Pflicht sei etwa ein Unterstand als Sonnenschutz für die Ochsen, und dass ein Veterinär vor der Veranstaltung prüfe, ob die Tiere gesund sind.

Alexander Hintermair und sein Ochse Maxl liefen in Taufkirchen allen Konkurrenten davon. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeister als Pate eines Kamels

Trotzdem gab es Kritik an dem Rennen: So hatte die Tierrechtsorganisation Peta Deutschland das Landratsamt und den Taufkirchner Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) aufgefordert, das Rennen abzusagen. "Derartige Veranstaltungen suggerieren, dass es in Ordnung sei, Tiere für das eigene Vergnügen zu missbrauchen", heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Dass Bürgermeister Sander die Veranstaltung streichen würde, war allerdings nicht zu erwarten, schließlich war er selbst sogenannter Pate von einem der Kamele. Jedes der Tiere hatte einen Paten, unter ihnen auch die Feuerwehr und viele Landwirte. Außerdem konnten die Zuschauer vor dem Rennen auf ein Tier wetten und im besten Fall einen Hubschrauberrundflug gewinnen.

Wer richtig gesetzt hat, zeigte sich beim letzten Rennen. Die Burschen hatten ein Absperrband zwischen die Bahnen gespannt, damit sich die zwei Ochsen und die zwei Kamele nicht in die Quere kommen. Die Moderatoren riefen erneut das Startsignal, und die vier Finalisten rannten los. Diesmal gab es kein Bocken mehr, kein Stehenbleiben, aller liefen geradeaus ins Ziel - und es gewannt, ganz knapp, der Ochse Maxl. Warum die Tiere überhaupt rennen, erklärte Kamelreiterin Schmitz: Im Ziel bekämen die Tiere zu fressen, und das wüssten sie ganz genau.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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