Brunnthal:Wirt und Wirtschaftlichkeit

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Hilde Miner von den Grünen fordert Gesamtkostenermittlung für Lutterschmid-Projekt

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Die Bedienungen rennen, ein Essen nach dem anderen geht raus an die voll besetzten Tische - und die Hotelzimmer sind stets belegt. Ein gut gehender Gasthof kann eine wahre Freude sein, für den Wirt, die Gäste und natürlich auch den Eigentümer, der das Schmuckstück gut verpachtet hat. So glückliche Verhältnisse schweben im Brunnthaler Rathaus all denen vor, die als Eigentümer des ehemaligen, inzwischen abgerissenen Gasthofs Lutterschmid daran arbeiten, dass im Ortszentrum wieder bayerische Gastlichkeit gepflegt wird. Doch die Befürchtungen, dass alles anders kommt, sind nicht aus der Welt zu schaffen.

Schon der Kauf des alten Gasthofs war von Misstönen begleitet, weil einige Gemeinderäte meinten, die Kommune lasse sich auf ein unkalkulierbares Abenteuer ein und solle das mit der Gastlichkeit lieber anderen überlassen. Schließlich sind die Geschichten von Häusern legendär, bei denen ein Wirt auf den anderen folgt, ohne dass das Trauerspiel ein Ende nimmt. Hilde Miner (Grüne) hat mit einem Antrag diese alte Debatte kurzzeitig wiederbelebt. Sie forderte, für das Lutterschmid-Projekt die Gesamtkosten zu ermitteln und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung anzustellen. Ihr gehe es nicht darum, das Ganze nur rein unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität zu sehen, oder das Projekt in Frage zu stellen, sagte sie am Mittwochabend. Eine Kommune könne aus öffentlichem Interesse etwas verfolgen, was sich nicht auszahle. Doch sie sollte so wie "jeder Häuslebauer" sehenden Auges Entscheidungen treffen. Miner stach mit der Kosten-Nutzen-Frage in ein Wespennest. In Zuge eines Bürgerentscheids wurde genau darüber heftig gestritten. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) sagte darum auch, es sei über all das schon diskutiert worden. Die Gemeinde habe den alten Gasthof auch deshalb erworben, weil es auf diesem wichtigen Grundstück gegenüber dem Rathaus nicht um eine Gewinnmaximierung - ein Ziel, von dem sich Miner freilich distanzierte - gehen solle. Es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um ein Gutachten in Auftrag zu geben. Das fanden andere auch. Tatsächlich steht in den nächsten beiden Wochen die Entscheidung an, ob der noch relativ gut erhaltene Wirtssaal weitergenutzt oder abgerissen werden soll. Die Fachplaner Eck/Hogaplan stellen voraussichtlich am 22. Juli öffentlich ihre Entwürfe vor. CSU-Fraktionssprecherin Christine Schmidt verwies auf eine existierende Kosten-Nutzen-Rechnung. Nun stehen der Bürgerdialog mit den Planern an und eine Entscheidung über das Konzept. Konkreter werde man werden, wenn mehr Fakten vorlägen.

Insofern mochten auch einige CSU-Gemeinderäte Miner folgen. Es werde zur gegebenen Zeit selbstverständlich noch einmal genauer auf die Zahlen geschaut, sagte Daniel Brenner. Das werde im Lauf des weiteren Verfahrens geschehen. Auch Helmut Vorleitner jun. fand, dass das jetzt einfach "zu früh" sei, was Miner fordere. Die machte ebenfalls einen Schritt auf die Kritiker zu und signalisierte Einverständnis mit einer späteren Prüfung. Ob ein Gasthof gut laufe oder nicht, sagte Peter Sachs, werde am Ende noch von ganz was anderem abhängen: der Wahl des richtigen Wirts. Miners Antrag wurde mit vier zu zwölf Stimmen abgelehnt. Unterstützung kam aus der UBW und der SPD.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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