Brunnthal:Im Licht der Gegenwart

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Werner Heinze verdichtet im malerischen Prozess die Atmosphäre der Landschaft. Hier: "Buhnen" auf der Nordseeinsel Langeoog. (Foto: oh)

Werner Heinze malt Orte von zeitloser Ruhe und Schönheit. Derzeit stellt er in Brunnthal aus

Von Udo Watter, Brunnthal

Im Prinzip ist die Gegenwart kaum fassbar. Das Jetzt - ein kurzer, diffuser Umschlagplatz zwischen Vergangenheit und Zukunft. Unser Bewusstsein gliedert die Gegenwart gewöhnlich in Drei-Sekunden-Einheiten, dann fragt sich das Hirn schon wieder: Was gibt es Neues? Wer dem Augenblick also Dauer verleihen kann, der macht sich damit zum Souverän über die Zeit.

Es ist sicherlich ein Anliegen der Kunst, eine Schneise in die Normalität zu schlagen, die Zeit gewissermaßen mit ästhetischen Mitteln in ihrem Vergehen zu irritieren oder gar aufzuheben: mit einem besonderen Wort, einem besonderem Akkord oder einem besonderen optischer Reiz. Über das Werk des Malers Werner Heinze, der momentan in der Brunnthaler Galerie Kersten ausstellt, hat der Kunsthistoriker Nils Ohlsen geschrieben: "Durch die Konzentration der Atmosphäre einer Landschaft im malerischen Prozess wird der Ort aus seiner Alltäglichkeit oder zeitlichen Bedingtheit gehoben und neu erfahrbar. Die Arbeiten leben von dem unermüdlichen Drang, sich immer wieder des zeitlos Schönen im Licht der Gegenwart zu vergewissern." Der 1955 in Bad Rothenfelde/Niedersachsen geborene Heinze malt bevorzugt Landschaften: seine norddeutsche Heimat, mediterrane Szenerien und auch Motive aus dem süddeutschen Raum.

"Malerei kann der Versuch sein, Glücksmomente festzuhalten", erklärt Heinze. Seine Motive hält der freischaffende Künstler zunächst mit der Kamera fest und verwendet die Bilder dann als Vorlage für seinen Leinwandarbeiten. Die kompositorische Veränderungen, die er dabei mit dem Pinsel gestaltet, versuchen den momentanen Eindruck noch zu verdichten und die punktuelle, subjektive Erfahrung einer Landschaft in etwas objektiv Berührendes, über sich hinaus Weisendes zu verwandeln. Seinen Bildern - ob vom Tegernsee oder von Nordseeinseln - wohnt in der Tat eine besondere Ruhe und Tiefe inne. Erreicht wird dies auch durch eine intensive, aber nie verstörende Farbigkeit sowie ausgefeiltes Licht- und Schattenspiel. Werner Heinze bringt seine Motive mit lebhaftem Gestus und breitem Pinsel auf die Leinwand, jedoch ohne den Betrachter mit expressiv gestalteter Wucht in den Bann ziehen zu wollen.

Die Werkschau "Orte" von Heinze, der unter anderem Ausstellungen in Deutschland und seiner temporären Wahlheimat Spanien hatte, dauert bis zum 1. August. Zudem gibt es noch diesen Freitag und Samstag die Gelegenheit, im Rahmen der Restauratorentage in der Galerie Kersten vorbeizuschauen. Das Restauratorenteam der Brunnthaler Galerie zeigt dabei, wie Kunstwerke am besten gepflegt, gereinigt, repariert und werterhaltend geschützt wer-den können. Daneben haben Besucher die Gelegenheit, einem Restaurator bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. Zudem kann man eigene Werke zur Begutachtung mitbringen.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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