Brunnthal:Brutto einfach mehr

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Kleiner Schnitt: Bürgermeister Stefan Kern, Isabel Marie Andersson von Netto und Tobias Drasch vom Investor Ratisbona (v. l.) durchtrennen ein Absperrband. (Foto: Claus Schunk)

In Hofolding eröffnet der politisch hart umkämpfte Supermarkt

Von Lars Brunckhorst, Brunnthal

So also sieht es aus, das Streitobjekt, das Politikum, das fast zur Zerrüttung der CSU am Ort geführt hat: ein schlichter Zweckbau mit gelb-grauer Fassade wie unzählige andere und mit großem Parkplatz. Nichts Besonderes, doch für die Brunnthaler und vor allem Hofoldinger sehr wohl. So sehr, dass Bürgermeister Stefan Kern (CSU) ohne Scham von einem "historischen Tag" für die Gemeinde und den Ortsteil spricht, als er am Mittwochvormittag zur offiziellen Eröffnung des Supermarkts an der Sauerlacher Straße kommt.

Kein Wunder: Fast sechs Jahre dauerte es von den ersten Überlegungen bis zur Fertigstellung. Gutachten, Genehmigungsverfahren und vor allem eine handfeste politische Auseinandersetzung, in dessen Verlauf mehrere CSU-Gemeinderäte die Partei verließen, haben den Baubeginn immer wieder verzögert und die Kosten für den Investor erhöht. Von einem "fetten siebenstelligen Betrag" sprach Projektentwickler Karl-Heinz Mayerhöfer bei der Eröffnung nach nur sechs Monaten Bauzeit. Rund 50 Einkaufsmärkte baut die auf Handelsimmobilien spezialisierte Firma Ratisbona aus Regensburg jedes Jahr, neben Netto auch für Rewe, Edeka und Aldi. Der Hofoldinger Markt mit seinen 1100 Quadratmetern Verkaufsfläche auf - brutto - 5600 Quadratmeter Grund und den 76 Parkplätzen war eines der schwierigeren Vorhaben, auch weil eigens eine Linksabbiegerspur gebaut werden mussten.

Von all den Widrigkeiten war am Mittwoch indes wenig zu hören, während im Hintergrund noch Handwerker schraubten und Mitarbeiter die Regale einräumten, bevor der Markt an diesem Donnerstag um sieben erstmals öffnet. Umso mehr davon, wie sehr sich die Versorgung der Hofoldinger und Faistenhaarer, die bisher zum Einkaufen nach Sauerlach fahren mussten, verbessert. Das soll sich nach dem Willen des Handelsunternehmens, das die Ladenfläche für mindestens 15 Jahre gemietet hat und dort bis zu 14 Arbeitsplätze schafft, ändern. Dafür bietet der Markt, der sich in der Sprache der Marketingleute als "Hybrid-Discounter" versteht, also als Mischung zwischen klassischem Supermarkt und Discountern wie Aldi und Lidl, rund 4000 Artikel, darunter viele Markenartikel. Außerdem hat man einen Bäcker aus der Region unters Dach geholt: Im Vorraum betreibt der Ottobrunner Josef Fiegert seine mittlerweile zwölfte Filiale - die auch am Sonntag öffnen wird.

All das ist nötig, damit der Markt mit seiner Lage am Ortsrand auch läuft und sich dauerhaft hält. Brunnthals Bürgermeister ließ am Mittwoch durchblicken, dass er seinen Teil dazu gerne beiträgt. So könne er sich etwa eine Erweiterung Hofoldings nach Westen vorstellen. Dann läge der Supermarkt nicht mehr am Ortsrand, sondern im Ort. Weil das aber noch eine Zeit dauern kann, gab Kern Netto-Expansionsleiterin Isabel Anderson ein anderes Versprechen: "Ich werde immer nur noch zu Ihnen fahren."

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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